Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen...

Sonntag, 21 Januar 2024 14:41

Geht nicht - gibt´s nicht - Eli Egger im Interview

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Eli Egger Eli Egger Eli Egger

Im Jahr 2023 erreichte Eli Egger als erste Frau das Ziel bei den Red Bull X-Alps. Anfangs waren nur wenige davon überzeugt, dass dies überhaupt möglich sei. In diesem Interview erzählt Eli, wie sie es geschafft hat, sich gegen alle Zweifel durchzusetzen und ihren eigenen Weg zu gehen. Viel Spaß beim Lesen / Hören!

 Hör dir das Interview als Podcast an:

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Hier das Transkript vom Interview mit Eli Egger zum Nachlesen:

 

Du tourst gerade quer durch Deutschland mit dem Vortrag „geht nicht gibt's nicht“. Es geht dabei um dein Red Bull X-Alps Abenteuer Was bedeutet „geht nicht gibt's nicht?“.

„Geht nicht gibt's nicht“  ist ein bisschen so mein Motto, wenn mir jemand sagt „na, das ist nicht möglich“, dieses „das geht nicht“, ist dann für mich ein „ja, dann erst recht“. Das ist, was mit „geht nicht, gibt’s nicht“ gemeint ist. Nur weil es vielleicht im ersten Blick so scheint, dass etwas nicht möglich ist, gibt es doch immer einen Weg, wie man solche Sachen doch möglich machen kann.

 

Hat es irgendwie Zweifel gegeben, dass die Red Bull X-Alps für dich schaffbar wären?

Ja, immer wieder. Es ist schon so, dass man an sich selber zweifelt, zumindest ich, keine Ahnung, ob das andere auch haben. Das fing schon bei der Registrierung oder bei der Bewerbung an. Ich überlegte hin und her, ob ich überhaupt gut genug bin oder nicht. Als ich dann die Fragen beantwortete und das heißt es „Deine Erfahrungen in Hike & Fly Bewerben“ - und ich habe noch keinen einzigen Hike & Fly Bewerb mitgemacht. Als Athletin habe ich dann schon gezweifelt, ob das der beste Einsteigerbewerb ist. 

 

Auch vom Umfeld, rund herum, habe ich des öfteren gehört, dass es als Frau eigentlich unmöglich ist, ins Ziel zu kommen - das war so die generelle Meinung. Bis zu diesem Jahr stimmte das ja auch. Bisher hatte es keine Frau bis ins Ziel geschafft. Ich hatte meine Bewerbung auch nicht vielen Leuten gegenüber gesagt. Als dann klar war, dass ich mit dabei bin, hörte ich „ja, eh Cook, dass du mit dabei bist und wenn du nicht gleich am ersten Tag eliminiert wirst, dann hast du ja eh schon was erreicht“. Es war ein einziger dabei, der gesagt hat, dass das auch nur ansatzweise möglich wäre. Bei den anderen war es eher so „Du hast ja eh keinen Druck, dabei zu sein ist eh schon wie gewinnen. Es erwartet niemand was von dir, weil du wirst es eh nicht weit schaffen und jeden Meter den du es schaffst dabei zu sein ist ein Erfolg.

 

So nach dem Motto „dabei sein ist alles!“.

Ja, dabei sein ist schon mal gut. Es ist eine tolle Erfahrung, aber ich meine warum sollte eine Frau nicht ins Ziel kommen können. Es geht ja schließlich ums Fliegen und natürlich Laufen. Ich meine, wenn wir jetzt mal die Ultratrailläuferinnen anschauen, hier sind ja Frauen auch immer ganz gut mit dabei.

  

Und fliegen kannst du ja auch, also warum nicht? Allerdings, wenn solche Kommentare kommen, werden die sogenannten Stereotype aktiviert. So wie in der Schule, wenn es heißt „Mädchen können nicht rechnen“ oder „Frauen können eh nicht bei den X-Alps mitmachen“. Solche Aussagen haben in sich die Gefahr, einer sichselbsterfüllenden Prophezeiung. Wie hast du es dann geschafft dich von solchen Kommentaren frei zu machen?

 

Ich glaube mir hat ganz viel eine Aussage von Claudia Bulgakowa geholfen, die sie mir mal ganz am Anfang gesagt hat „Frauen fliegen nicht schlechter, wir fliegen nur anders“. Dieser Satz hat mich seither begleitet, weil das komplett stimmt. Ich habe sicher die X-Alps in einem anderen Stil gemacht wie das der Großteil der Männer gemacht hat. Und hier die Selbstsicherheit zu haben und zu sagen „Hey, ich gehe meinen Weg und ich gehe einen anderen Weg wie vielleicht die anderen“. Ich glaube das ist es, was es mir ermöglicht hat.  Weil wenn ich gesagt hätte, ich mach es exakt gleich, wie Chrigel oder Aaron, dass ich mit ihnen nicht um die Wette laufen hätte können. Hier darf man schon realistisch bleiben. Die sind in dem Bereich eine andere Hausnummer. Dementsprechend muss ich es etwas anders angehen. Und wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht, dann wird man enttäuscht sein. Ich hab mir gesagt, ich mache mein eigenes Rennen so gut wie ich es kann, dann geht doch mehr als man am Anfang vielleicht dachte.

 

Wie bist Du das Rennen anders angegangen, wie vielleicht die meisten Männer also was war deine Herangehensweise an die X-Alps?

Zum einen war mir das Ranking egal. Ich habe jetzt nicht drauf geschaut ob ich als Erster oder Letzter oder 20. oder 25. unterwegs bin. Sondern ich habe mich darauf konzentriert, dass ich persönlich an jedem Abend sagen kann „Hey, heute habe ich das Beste aus dem Tag gemacht“. Was nicht heißt, dass mich dass nicht am ersten Tag ziemlich gestresst hat, als ich mich versenkt habe. Ich hatte dann schon den Gedanken „du bist Letzter und wirst auch eliminiert“. Dann wäre ja beinahe die sichselbsterfüllende Prophezeiung  wahr geworden. Das war sicher mein mental stressigster Tag. 

 

Wir als Team haben ein gutes Rennen geliefert und das fängt ein bisschen damit an, dass wir jeweiligen Tagesziel realistisch gesetzt haben. Das man nicht sagt „hey, ich werde jetzt 300 Kilometer fliegen an dem Tag“, sondern schon so, dass die Flugziele in einem realistischen Rahmen liegen. Aber auch nicht zu einfach. Wenn wir gesagt hätten „ich will zehn Kilometer fliegen“, wäre das auch kein wirklich realistischen Ziel gewesen.

 

Was mich motiviert hat , ist dass einfach mein eigenes Team oder der Julian, der vor allem die Routenplanung gemacht hat,  mich fliegerisch unterschätzt hat. Er hatte nicht gedacht, wie lange ich durchbeißen kann. Das heißt oft waren die Tagesziel was wir uns gesetzt hatten Kürzer als das was ich dann tatsächlich erreicht habe. Auf der anderen Seite hat er dann gedacht, dass ich am Boden schneller laufe. Das hat dann nicht zusammenpasst. Das war ein Learning. Im laufe der Tage wurde das von Tag zu Tag besser.

 

Das war am Anfang glaube ich nicht ganz schlecht, dass die Ziele um die 10 - 20 % zu kurz gesetzt waren. Wenn du um drei Uhr nachmittags schon dein Tagesziel erreicht hast, ist der Rest Bonus. Das kam 1-2-3 Mal vor und hat gut gepasst.

 

Ja, das ist dann sicher motivierend und macht natürlich Spaß. Auf einem Foto von dir habe ich gesehen, dass du bei den X-Alps mit deiner Bleiweste geflogen bist. hattest du diese wirklich dabei?

Ich habe das ganze Rennen mit Ballast gemacht. Ich hatte nicht nur die Bleiweste mit sieben Kilo dabei, zusätzlich hatte ich noch acht Liter Wasser, also insgesamt haben wir die ganzen X-Alps mit 15 Kilo Ballast gemacht. Das ist der Grund warum klar war „ich muss das anders machen wie die Männer“. Ich war halt einfach abhängig davon, dass meine Supportteam mit geht. Ich musste sie wieder irgendwo treffen, damit sie mir den Ballast abnehmen können. So Aktionen, wie auf halber Hanghöhe einlanden, 200 m hoch gehen und wieder starten, waren einfach nicht drin. Das habe ich am ersten Tag bitterböse gemerkt.

 

Ich habe versucht wirklich alles zu fliegen, wie es nur ging. 

 

Du kannst ja nicht 15 Kilo den Berg hoch tragen. Es ging sich dann auch immer so aus, dass dein Team vor Ort war und mit dir den Berg hochgelaufen ist?

Früher oder später waren sie da. Es gab schon ein paar Situationen, in denen ich gewartet habe. Am längsten gewartet habe ich einmal in Frankreich. Dort habe ich über zwei Stunden gewartet bis sie wieder da waren. In dem Moment dachte ich „kacke, jetzt muss ich zwei Stunden warten“. Aber auf der anderen Seite sind die zwei Stunden vielleicht genau das gewesen, was ich brauchte um mich wieder zu erholen, um dann wieder voll fit in der Luft zu sein. Deshalb habe ich erkannt, dass warten und Energietanken vielleicht nicht immer ganz falsch ist.

 

Dein Ziel war jeden Tag dein Bestes zu geben. Du hast als erste Frau das Ziel der X-Alps erreicht. Aus meiner Sicht würde ich sagen, du hast dein Ziel jeden Tag das Beste zu geben wahrscheinlich erreicht oder würdest du sagen, du hättest auch mal an manchen Tagen noch mehr geben können?

Es gab schon ein paar Tage, an denen ich früher stehen geblieben bin. Beispielsweise in Fiesch habe ich um halb sieben am Abend beschlossen, dass der Tag vorbei ist. Ich war einfach so fertig, dass es nichts gebracht hätte, wenn ich noch zwei Stunden zombiemäßig marschiert wäre. Ich glaube, dass wir schon eine gute Balance gefunden haben. 

 

Wie hast du es geschafft nach einem harten Tag gut zu schlafen, um genug Erholung und Pausen zu bekommen?

Ich habe eine super Power: Ich kann schlafen wie ein Stein. Ich lege mich hin und schlafe. Diese Fähigkeit ist ein mega Glücksfall, egal wo ich bin, ich schließe die Augen und schlafe. 

 

Was waren denn deine größten Herausforderungen während den X-Alps? 

Ich glaube am meisten gechallenged hat mich im Team zu arbeiten. Ich habe hier einmal gemerkt, dass ich übers Ziel hinausgeschossen bin, was Freundlichkeit mit dem Team angeht. Das hat mich dann am meisten beschäftigt. Ich habe dann genau das gemacht, was ich mir im Vorfeld vorgenommen habe , nicht zu machen. Das Team war dann richtig angefressen. Mich hat das dann den ganzen Tag beschäftigt. Gott sei dank, war das Flugwetter nicht so gut, so hatte ich viel Zeit am Boden, um beim wandern darüber nachzudenken. 

 

Vom Kopf her, war das eines der anspruchsvollsten Dinge und dann auch wieder die richtigen Worte zu finden. Mich zu entschuldigen. In dem Moment als das passierte, hatte ich auch keinen Schimmer, wie das für die Mädels war, als ich nicht auf sie gewartet hatte und einfach über den Berg im Schnee und Nebel gelaufen bin. Ich bin einfach meinen Egotrip gefahren und es war schwer zu realisieren, dass ich einen Fehler gemacht habe und einen Weg zu finden, das wieder gerade zu biegen.

 

 

Und ihr habt es geschafft, ihr seid noch befreundet, oder?

Ja, wir reden alle miteinander. Mittlerweile können wir drüber lachen. Bei drei Mädels auf einen Haufen, waren in dem Moment viele Emotionen beteiligt. Ich war etwas egoistisch unterwegs und die anderen tragen mir meinen Ballast hinterher. Ich war zu blöd, dass ich nicht einmal 20 Minuten warten konnte. Es kamen einfach mehrere Punkte zusammen. Gleichzeitig ist nicht die Zeit da, um das Problem sofort zu klären. So schwing das Thema ein paar Stunden unterschwellig mit und dann kam ein Lauf, bei dem sich alles ausging und alles passte wieder und wir sind lachend zusammen ins Goal. Doch 24 Stunden war es etwas schweigsamer. 

 

 

So ein Ereignis drückt dann natürlich auch auf die Motivation. Hattest du auch mal während des Rennens Zweifel ins Ziel zu kommen?

Am allerersten Tag als ich außen gelandet bin. Da hatte ich Zweifel überhaupt lange im Rennen zu bleiben. So wirklich daran gedacht, dass ich ins Ziel komme, dass es realistisch ist, war es lange Zeit nicht. Es war utopisch. AB dem Mont Blanc wurde ich immer wieder gefragt „glaubst du, du wirst die erste Frau sein, die ins Ziel kommt?“. Ich sah, das es noch über 600 Kilometer waren. Also ruhig Blut und eins nach dem anderen. So richtig habe ich erst in den Dolomiten, also so zwei Tage vorher, als klar war, dass ich es auch zu Fuß schaffen könnte, realisiert, dass es tatsächlich passiert.

 

Als du am ersten Tag außen gelandet bist, wie bist du damit umgegangen?

Ich glaube was super geholfen hat, ist einfach das ganze Team, vor allem die die Mädels bei mir im Team. Die haben einfach gesagt „am erste tag ist nichts verloren“. Helmut Eichholzer hat mich dann auch begleitet und gesagt „Hey, das kann passieren und die anderen machen genauso viele Fehler. Du hast deinen Fehler jetzt ganz am Anfang gemacht, aber die anderen werden es genauso machen. Jetzt machst du einfach dein Rennen und dann wird es sich schon ausgehen“.

 

Du hast also versucht vom jetzigen Ausgangspunkt weiterzumachen…

Ja, einfach weiter machen. Ich dachte mir „du musst jetzt mit dem arbeiten, wo du jetzt bist, aus der Situation das beste machen“. Nach den ersten brauchte ich nicht zu schauen, weil die sind weg. Entweder die anderen machen einen Fehler und du kannst wieder aufholen und du kannst jetzt einfach nur schauen das beste aus dem Rennen zu machen.

 

Was meinst du wie viel Prozent macht das Supportteam von deinem Erfolg aus? Wäre es auch mit einem anderen Team gegangen?

Ich glaube, dass es auch mit anderen Menschen funktionieren kann, aber ich kann mir kein besseres Team vorstellen, wie das was ich jetzt gehabt habe. Jeder war zwar komplett unterschiedlich, aber jeder so extrem wichtig für das Team. Wenn ich ehrlich bin, ohne meinem Team wäre ich keinen Berg hoch gekommen. Also muss ich sagen, dass sie zu 100 % entscheidend waren, ohne sie wäre gar nichts möglich gewesen!

 

In den sozialen Medien und auch in anderen Berichterstattungen wird wenig vom Supportteam berichtet, doch was sie im Hintergrund leisten ist den meisten Menschen gar nicht bewusst. Zu Ostern beispielsweise haben wir eine Simulation gemacht, in der ich mit drei Supporten auf der Straße unterwegs war. Wir haben festgestellt mit drei geht es einfach nicht. Mit dem Ballast tragen, müssen zwei mit auf den Berg gehen, weil sonst müsste einer die 15 Kilo Ballast, plus Essen, Trinken und Reserven tragen. Dann bist du schnell bei 20 Kilo. Das heißt, du musst das Gewicht auf zwei aufteilen. Jeder mit etwa zehn Kilo. Dann ist noch einer im Tal der zwei Autos hin und herzen fahren sollte und den ganzen Abwasch macht, vielleicht noch die Routenplanungen übernimmt, neben her Live-Tracking verfolgt und die Social Media Arbeit übernimmt.

 

Wir haben schnell gemerkt, mit drei Supporten funktioniert das nicht. Wir brauchen mindestens vier Leute. Das allein zeigt schon, wie wichtig die Supporter sind. Das ist ein Fulltime-Job für vier Menschen.

 

Wie viele Supporter hattest du dann schlussendlich?

Also vier Leute vor Ort: Nadine, Verena und der Benji für das Ganze rund um Camper, auto, Essen und Ballast tragen. Sowie der Danielle als Fotograf und Teilzeit-Sherpa. Daheim hatte ich noch den Julian gehabt, der die Taktik von zu Hause aus am Computer gemacht hat. Und noch einen Ernährungsberater als Telefonjocker, den wir immer anrufen konnten, wenn es hieß, Eli isst nicht. Somit vier plus zwei.

 

Was für Kommentare hast du dann gehört als du es dann doch ins Ziel geschafft hast, nachdem es im Vorfeld so viele Zweifel gab?

Die Glückwünsche und wie begeistert die Leute waren das war unglaublich. Und auch wie viele Nachrichten von Mädels kamen, die gesagt haben es ist so eine Inspiration, das gibt uns allen so viel Kraft und du hast gezeigt, dass es schaffbar ist. Das war schon unglaublich. Auch von Männern waren einige die wirklich geschrieben haben, dass sie mit ihrer Einschätzung komplett falsch waren und schrieben „Hut ab von dem was du geleistet hast“.

 

Das habe ich auch irgendwie cool gefunden, weil sie das mehr oder weniger öffentlich in den Kommentaren zugeben haben. Das war dann also genau in die gegengesetzte Richtig - extrem positiv was wieder retour kam. 

 

Wie war denn so der Zusammenhalt zwischen den Teilnehmern während des Rennens?

In dem Bereich, indem ich unterwegs war, keine Ahnung ich glaube rund um Platz 20, war es super lustig. Egal ob jetzt mit dem Logan, Yuji oder mit dem James das waren eigentlich die drei, die rund um mich herum waren. Der Zusammenhalt war super und hat sich gefreut, wenn man die anderen in der Luft trifft. Man hat sich gegenseitig gratuliert, wenn der andere einen besseren Flug gemacht und sich am nächsten Turnpoint wieder trifft. oder auch der Remi beispielsweise war ein Supporter vom Yuji, der hat mir einmal die Ballastweste wieder mit runtergenommen. Die hatte ich am Cima Tossa oben im Schnee liegen lassen und er hat sie dann am nächsten Tag für uns über den Berg rüber getragen. Da war das gegenseitig helfen und zusammenarbeiten schon richtig, richtig cool.

 

Was würdest du denn beim nächsten Mal vielleicht anders machen?

Ich glaube ich würde beim Team drauf schauen dass alle die gleiche Sprache als Muttersprache haben. Dieses Mal war es, dass Daniele Italiener, Julian Franzose und die anderen Österreicher waren, die offizielle Teamsprache war Englisch. 

 

Unter Stress sind wir dann aber doch schnell ins Deutsche gewechselt. Für Daniele war das dann glaube ich manchmal hart, er stand dann daneben und wartete, bis ihm irgendwer übersetzt hat. Das führte zwischendurch zu Missverständnissen, die unnötig gewesen wären.

 

Hast du irgendwelche persönlichen Erfahrungen oder Erkenntnisse aus dem rennen gewonnen für dich?

Ich glaube das Rennen hat mir schon geholfen, dass ich etwas mehr Selbstwert habe, als noch vor dem Rennen. Die Zweifel an mich selbst sind etwas geringer geworden. Und das Rennen hat mir gezeigt, dass ich noch Übungs- oder Lernpotenzial im Umgang mit anderen habe, vor allem dann, wenn es stressig wird. Ich habe gelernt, dass ich teilweise meinen Stress und Frust noch an anderen Menschen auslasse, was nicht optimal ist. Das war mein Augenöffner. Wenn es gut läuft, lässig und lustig ist, ist es einfach freundlich zu bleiben, aber genau in Stresssituationen, müsste ich mich noch selber teilweise an die Nase fassen. Das ist sicher noch was, an dem ich arbeiten darf. 

 

 

Wirst du noch mal bei den X-Alps teilnehmen?

Das kann ich dir noch nicht sagen. Das Rennen war mega cool für mich. Es ist super intensiv und man lernt sich selber extrem gut in Extremsituationen kennen, z. B. wie bin ich drauf, wenn ich nicht so viel Schlaf habe. Man macht emotionale Höhen und Tiefen durch, die man sonst einfach nicht erlebt. Es ist mega intensiv, von daher verstehe ich gut, dass es manche immer und immer wieder machen. Aber wie gesagt, es hängt einfach mit so viel mehr zusammen. Das fängt beim ganzen Support an, wo man einfach schauen muss, wo sich die Entwicklung von jedem Einzelnen hingeht, ob wir wieder in dieser Art und Weise zusammenarbeiten können oder ob ich ansonsten mir überlegen muss, ob ich es mit einem anderen Team probieren möchte. An manchen Tagen ist es so und an manchen Tagen denke ich anders darüber. Es sind ja noch ein paar Tage bis August, bis die Entscheidung fallen muss.

 

Gibt es noch ein paar Termine zu deinem Vortrag „Geht nicht, gibt’s nicht“? 

01. Februar in Gmunden, Österreich

23. Februar Ratsbergfliege in Kärnten

29. Februar Lebring, südlich von Graz

01. März Stubai-Cup, Neustift

 

Vielleicht kommen noch 1-2 Termine dazu. Weiter Informationen auf Instagram: https://www.instagram.com/eliegger/

 

Hättest du noch einen Tipp für Frauen, wenn sie hören „ach, Mädel das schaffst du eh nicht!“?

Das müsst ihr nicht immer für bare Münze nehmen, wenn ihr das hört. Es ist egal, ob das Frauen oder Männer sagen. Jeder hat seine eigene Perspektive und das bedeutet nicht, das der- oder diejenige recht haben muss. Du weißt es erst dann, wenn du es selber ausprobiert hast. 

Aus psychologischer Sicht

 

Bedrohung durch Stereotypen 

Eli hat beschrieben, dass ihr zu Beginn oft gesagt wurde, dass sie als Frau eh nicht weit kommen werde. Durch solche Aussagen werden Stereotype (Vorurteile) bewusst und unbewusst aktiviert. In der Psychologie ist bekannt, dass die Aktivierung von Stereotype negative Auswirkungen auf die Leistung und das Verhalten haben können, wenn Menschen sich mit einem negativen Stereotype über ihre Gruppe konfrontiert sehen. So schnitten in Studien bspw. Mädchen schlechter in Klausuren ab, wenn ihnen zuvor gesagt wurde, dass Mädchen schlecht in Mathe sind. Um diese sogenannte Bedrohung durch Stereotype entgegenzuwirken kann folgendes helfen:

 

  1. Sich bewusst sein, dass ein negativer Stereotype existiert und angesprochen wurde. 
  2. Sich positive Vorbilder suchen. Eli Egger kann nun als positives Vorbild für andere Frauen dienen. Sie selbst hatte für die X-Alps noch kein solches Vorbild, allerdings hat ihr die Aussage von Claudia Bulgakowa geholfen. 
  3. Sich einen neuen Rahmen suchen. Eli hat dies gut gemacht, in dem sie nicht versucht hat mit den anderen zu konkurrieren, sondern sie hat versucht ihr eigenes Rennen, ihren eigenen Weg zu gehen. 
  4. Sich der eigenen Stärken bewusst sein. Das Selbstvertrauen kann gesteigert werden, indem wir uns die bisherigen Erfolge nochmals in Erinnerung rufen und uns unsere Stärken bewusst werden. Hier kann ein Austausch mit Flugkollegen helfen. 
  5. Positive Interaktionen: Der Austausch mit dem Team und anderen Teilnehmenden hilft die Vorurteile abzubauen und neue Perspektiven einzunehmen. Als Eli dann im Ziel war, haben einige männliche Flugkollegen ihre vorherige Fehleinschätzung revidiert. 

 

Die Bedrohung durch Stereotype kann zu einer sichselbsterfüllenden Prophezeiung werden. Es ist wichtig, verschiedene Strategien anzuwenden und ein aufbauendes vielfältiges Umfeld zu schaffen, damit die negativen Auswirkungen von Stereotypen auf die eigene Leistung und das Verhalten reduziert werden. 

 

Ergebnisziele vs. Prozessziele

Grundsätzlich gibt es sogenannte Ergebnis- und Prozessziele. Bei einem Ergebnisziel wird sich an dem Ranking orientiert. Eli hat sich nicht an dem Platzierung orientiert sondern ihr Ziel war, jeden Tag ihr bestes zu geben. Sie hat mit Hilfe von Julian täglich eine Route geplant und versucht diese umzusetzen. Somit lag ihr Fokus auf den Prozess während den X-Alps und weniger auf dem Ergebnis. In der sportpsychologischen Literatur besteht Einigkeit darüber, dass Prozessziele in der Regel effektiver sind, weil Sportler hierauf einen realen Einfluss haben. Bei Ergebniszielen hängt das Ergebnis auch von der Leistung der anderen ab und darauf haben wir keinen Einfluss. Außerdem fühlen sich Sportler mit Prozesszielen weniger unter Druck gesetzt, sind somit gelassener und können eher ihre optimale Leistung abrufen. Bei Prozesszielen kann ich erfolgreich sein, auch wenn ich nicht gewinne oder die erwünschte Platzierung erreicht haben. Wenn es gelungen ist, einen bestimmten Prozess oder eine bestimmte Taktik umzusetzen, ist das dennoch ein Erfolg. Langfristig betrachtet sind Sportler, die sich an Prozessen anstatt an Ergebnissen orientieren motivierter und erfolgreicher. 

 

Ich wünsche Dir viel Aufwind in allen Lebensbereichen und freue mich, wenn du das nächste Mal wieder mit dabei bist! 


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Letzte Änderung am Sonntag, 21 Januar 2024 15:02
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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