Zuschauer freuen sich grundsätzlich, wenn sie dich bei deiner sportlichen Tätigkeit sehen. Am Berg stehen immer viele Pasanten und machen Fotos oder freuen sich daran, wie die bunten Gleitschirme vom Berg abheben. Sie wollen einfach nur dabei sein und ein paar schöne Bilder machen. Bei den Piloten können Zuschauer Nervosität und Stress auslösen. Diese innerliche Anspannung führt dazu, dass sie schlechter starten, als sie es eigentlich könnten. Manche Sportler werden aber auch besser, wenn sie beobachtet werden.
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Warum haben Zuschauer einen Einfluss auf die Leistung?
Es gibt mehrere Theorien die erklären warum Zuschauer einen Einfluss auf die Leistung haben können. Eine These geht davon aus, dass Zuschauer unser Erregungsniveau erhöhen. Die "dominante Reaktion" wird dann aktiviert und führt zu einer Leistungssteigerung. Eine nicht dominante Reaktion wird gehemmt = Leistungsverminderung. Eine dominante Reaktion ist eine Tätigkeit, die schon oft ausgeübt wurde, die sich bereits verfestigt hat, die routiniert abläuft und leicht fallen. Wenn wir etwas schon sehr gut können, dann führt dies nach der "Generalized-Drive-Hypothese" zu einer Leistungssteigerung, wenn Zuschauer anwesend sind. Ist eine Tätigkeit noch neu oder untrainiert, dann führt dies eher zu einer Leistungsminderung. Dazu kommen auch noch die Erwartungen des Sportlers / Piloten.
Eine andere Theorie, die "Ablenkungs-Konflikt-Hypothese" geht davon aus, dass Zuschauer unserer Aufmerksamkeit abgelenken. Es entsteht dann ein Aufmerksamkeitskonflikt: Einerseits soll die Aufmerksamkeit bei der Handlung sein, Andererseits fesseln die Zuschauer einen Teil der Aufmerksamkeit. Dadurch sinkt die Leistung. Gleichzeitig steigt die Erregung, was dann erklärt, warum trotzdem manche eine Leistungssteigerung zeigen, wenn sie beobachtet werden. Bei eingeübten Tätigkeiten haben Zuschauer in dieser These einen untergeordneten Einfluss.
Eine dritte Theorie, die "Overload-Hypothese", geht davon aus, dass der Aufmerksamkeitskonfligt zur kognitiven Überlastung führt. Bei komplexen Aufgaben reicht demnach dich Aufmerksamkeitskapazität nicht aus und führt zu einer schlechteren Leistung. Bei leichten Aufgaben findet nach dieser Theorie keine Leistungsverminderung statt.
Das verstärkt den Zuschauereffekt:
Natürlich kommt es auch darauf an, welche Personeneigenschaften jeder mitbringt. Manche Menschen sind von Haus aus ängstlicher und reagieren daher sensibler auf Zuschauer. Darüber hinaus kommt die eigene Zielsetzung. Ich erlebe es immer wider, dass sich unrealistische Ziele oder nicht passende Ziele gesetzt werden. Wichtig ist, dass die Ziele unter eigener Kontrolle sind und eindeutig positiv sind. Aus der Zielsetzung entstehen eigenen Erwartungen, die falsch gesetzt, den Druck erhöhen können.
Erwartungen kommen auch von Außen: Partner, Freunde, Kollegen, Lehrer usw.
Die eigenen und fremden Erwartungen können zusätzlich dazu führen, dass erhöhtet Stress und Druck erlebt wird und somit die Leistung sinkt.
Wissenschaftliche Befunde:
In der Sportpsychologie wurde untersucht, welchen Effekt Zuschauer haben. Zusammengefasst lässt sich sagen:
- Bei motorischen Aufgaben mit konditionellen Anteilen steigt die Leistung, wenn Zuschauer anwesend sind.
- Bei koordinativen Aufgaben, wie einem Gleitschirmstart, geht die Leistung bei Zuschauern eher nach unten.
Die Quantität (z.B. schneller oder weiter) geht nach oben, während die Qualität nach unten geht.
Möglichkeiten um den Zuschauereffekt zu reduzieren:
Es gibt grundsätzlich drei Ansatzpunkte, um den Einfluss von Zuschauern zu reduzieren.
- Üben, üben, üben....
Die Theorien und die Studien deuten darauf hin, dass die dominante Reaktion bei Anwesenheit von Zuschauern aktiviert wird. Somit hilft regelmäßiges Training dabei, die Tätigkeit oder Aufgabe zu einer dominanten Reaktion werden zu lassen. Sind dann Zuschauer anwesend, wird diese aktiviert und kann einfach ausgeübt werden. Also: Übe so oft und so viel wie es möglich ist! (Beim Gleitschirmfliegen: z.B. Groundhandling...) - Mentales Probehandeln
Nicht nur real, auch mental kann eine Tätigkeit trainiert werden. Für ein mentales Probehandeln sind 5-Schritte notwendig:
• Anweisung
• Beschreibung
• Verinnerlichung
• Knotenpunkte setzen
• im richtigen Rhythmus üben.
Das gute daran ist, du bist von Wind und Wetter unabhängig. Du kannst selbst das Fliegen bei Regen, Sturm und Schneefall trainieren, mit der Kraft deiner Vorstellungskraft. Jedes Mal, wenn du etwas mental durchspielst, verfestigt sich dein Netzwerk im Gehirn und du wirst besser und besser. - Achtsamkeitstraining
Weiter oben hast du erfahren, dass ein Aufmerksamkeitskonflikt zu einer schlechteren Performance führen kann. Mit dem Training der Achtsamkeit trainierst du dich auf deine Handlungen zu konzentrieren, auch wenn es im Außen Ablenkungen gibt. Es gibt viele verschiedenen Möglichkeiten im Alltag, wie du deine Achtsamkeit trainieren kannst, die zusätzlich zu mehr Lebensfreude führen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, klicke hier....
Wie geht es dir mit Zuschauern?
Hast du positive Effekte oder negative? Bringen sie dich aus der Ruhe oder fördern sie dich? Wenn du möchtest, kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen - ich freu mich darüber, deine Erfahrungen zu lesen. Vielleicht hast du auch noch einen Tipp, der anderen helfen kann, besser mit Zuschauern umzugehen.
Nun wünsche ich dir viel Aufwind in allen Lebensbereichen!
Liebe Grüße
Yvonne