Gruppen haben den Vorteil, dass sie über eine Fülle an Wissen verfügen, vor allem dann, wenn sie möglichst heterogen sind. Wenn also Menschen aus unterschiedlichen Bereichen / Kulturen zusammen kommen. Dieses Wissen kann bei Entscheidungen positiv mit einfließen und zu besseren Entscheidungen führen.
Doch leider sieht die Realität manchmal ganz anders aus. Ein Grund ist, dass die Mitglieder gar nicht wissen, wer über welches Wissen verfügt. Oder es werden Meinungen einfach nicht berücksichtigt...
Beispiel einer Entscheidungsfindung im Unternehmen:
Marie ist in einem Unternehmen als Führungskraft tätig und nimmt an einer Sitzung für die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens teil. Bei diesem Treffen geht es um die Frage, ob das Unternehmen seinen bisherigen Geschäftsbereich um eine weitere Sparte erweitern soll oder nicht. Die Mehrheit der anwesenden Personen sind für eine Erweiterung der bisherigen Geschäftsfelder.
Alle möglichen Gründe für den neuen Tätigkeitsbereich werden diskutiert, von allen Seiten kommen immer neue Argumente für ein solches Vorgehen. Marie ist eine der Wenigen, die das ganze anders sieht. Sie sieht für die geplante Sparte keinen Markt. Die Entwicklung der neuen Sparte sei zu teuer und die Produkte nicht absetzbar. Ihre Kollegen bringen immer neue Sichtweisen mit ein, wie etwa Innovation kostet eben Geld, aber wir können damit Marktführer werden oder die Kunden seien durchaus bereit, solch einen Preis zu zahlen usw.
Voller Euphorie diskutiert die Mehrheit der Gruppe über Möglichkeiten und ist total begeistert, was sich alles absetzen lässt und wie das Unternehmen wachsen wird. Maries Meinung geht bei der ganzen Diskussion unter. Am Ende findet eine Abstimmung statt und die Entscheidung fällt für die neue Geschäftssparte aus.
Zwei Jahre später zeigt sich, dass Maries bedenken gerechtfertigt waren. Die neue Sparte kostete ein halbes Vermögen und beinahe nichts wurde abgesetzt. Die Produkte in dieser Sparte sind teilweise nicht mal Marktreif. Das Unternehmen hatte hohe Kosten investiert und wird nun diesen Bereich wieder abstoßen, da auch in absehbarer Zeit kein Umsatz geschweige denn Gewinne zu erwarten ist.
Wieso kam es zu dieser schlechten Entscheidung?
Bei Entscheidungsfindungen in Gruppen ist es oft so, dass auf die Meinung von Minderheiten nicht gehört wird, selbst wenn das gar nicht beabsichtigt ist. Gründe dafür sind:
- Innerhalb der Gruppe liegen verschiedenste Argumente für die Meinung der Mehrheit vor. Umso mehr Mitglieder eine Gruppe hat, desto mehr Sichtweisen gibt es für das Mehrheitsargument. Eine kleine Minderheit hat es schwer gegen diese "Übermacht" an Argumenten anzukommen.
- Die Position der Mehrheit wird häufiger diskutiert. Die Meinung der Mehrheit wird immer wieder auch in kleineren Teilgruppen angesprochen und diskutiert, so dass der Eindruck entsteht, es gibt überhaupt keine Gegenargumente.
- Die Meinung der Mehrheit wird von vielen verschiedenen Personen vertreten. Es gibt Forschungen, die zeigen, dass ein und dasselbe Argument dargestellt von drei verschiedenen Personen überzeugender wirkt, als wenn eine Person dieses Argument dreimal wiederholt.
- Meinungen der Mehrheit werden überzeugender dargeboten. Jemand, der die Meinung der Mehrheit vertritt präsentiert diese selbstbewusster und überzeugender, denn er hat ja keinen Widerstand zu erwarten. Minderheiten dagegen präsentieren oft zurückhaltender, da sie "Gegenwind" befürchten.
So kann es also passieren, dass wichtige Argumente für oder gegen eine Entscheidung nicht berücksichtigt werden. Es werden schlechte Entscheidungen getroffen, obwohl eine Minderheit die Gefahren im Vorfeld schon gesehen hat. Doch die Mehrheit hat sich durchgesetzt. Alternativen wurden vielleicht sogar nicht in Betracht gezogen, weil sich die Mehrheit schon entschieden hat.
Gerade Mitglieder die etwas unsicher sind "orientieren" sich gerne an der Mehrheit. Dies kann ich auch immer wieder beim Fliegen beobachten. In einem Pulk gibt es nur wenige Piloten die den Mut haben selbständig eine Entscheidung zu treffen. Viele fliegen einfach mit und überlassen anderen die Wahl der Route.
So können gute Entscheidungen in Gruppen getroffen werden:
- Der Leiter sollte keine direktive Rolle einnehmen. Durch eine direktive Führung kann es sein, dass Mitglieder, die eine andere Meinung vertreten, diese nicht äußeren, das sie Angst vor Sanktionen aus der Gruppe befürchten, also halten sie lieber den Mund.
- Der Leiter sollte dafür sorgen, dass jeder seine Meinung öffentlich äußeren und mit allen Mitgliedern geteilt werden kann.
- Abweichende Positionen sollten aktiv gefördert werden, nur so können auch Gefahren / Hindernisse entdeckt werden.
- Liegt in der Gruppe nicht genug wissen vor, sollten externe Experten eingeholt werden.
- Die Abstimmung über eine endgültige Entscheidung sollte geheim stattfinden. Bei öffentlichen Abstimmungen ist es möglich, dass sich einzelne Gruppenmitglieder nicht trauen ihre tatsächliche Meinung zu zeigen.
Werden alle Meinungen "gehört" und auch berücksichtigt, sind Gruppenentscheidungen meist besser als Einzelentscheidungen, dann wie bereits am Anfang erwähnt, haben Gruppen ein enormes Potential, dass es zu nutzen gilt.
Quelle: Einführunt in die Sozialpsychologie
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