Sport- und Gesundheitspsychologie • Yvonne Dathe

Kreis doch mal anders herum....

Kreis doch mal anders herum....

Elke ist gerade vom Hang gestartet und fliegt auf die erste Thermik zu. „Mist, jetzt drehen alle rechts herum, rechts herum fall ich doch immer aus der Thermik!“.  Das Phänomen einer „Schokoladenseite“, kennen wohl alle Sportler. Als Ursache für die einseitige Dominanz  wird eine Asymmetrie der Gehirnhälften angenommen. Die beiden Gehirnhälften teilen sich dabei die Arbeit überkreuz auf: Die linke Gehirnhälfte dominiert die rechte Körperseite und die Sprache; die rechte Gehirnhälfte kontrolliert die linke Körperseite und das räumliche Vorstellungsvermögen. Bei einer Rechtsdominanz ist die linke Gehirnhälfte folglich stärker ausgebildet und bei einer Linksdominanz die rechte Gehirnhälfte.

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In der Kindheit ist es noch möglich die dominante Seite „umzupolen“. Je älter wir werden, desto stabiler wird die rechts-/linksseitige Dominanz.

Bei Erwachsenen sind ungefähr 85 % Rechtshänder und 10 % Linkshänder, 5 % haben keine dominante Seite. Ein ähnliches Verhältnis liegt bezüglich der Füße vor. Beim Auge ist bei circa 70 % aller Erwachsenen das rechte Auge dominant, bei 30 % dominiert das linke Auge. Die Ohren sind in 50 % der Fälle als rechtsdominant zu klassifizieren, wobei nur 10 % der Erwachsenen eine Linksdominanz vorliegt; bei 40 % liegt keine eindeutige Seitendominanz der Augen vor. Eine „gekreuzte Dominanz“ (z.B. Rechtshänder und Linksfüßler) ist allerdings alles andere als ungewöhnlich.

Doch warum sollte ich meiner schwachen Seite Beachtung schenken?

Ein Grund zeigt bereits das Eingangsbeispiel. Wenn Elke nur linksherum kreisen kann, ist sie klar im Nachteil beim Steigen, wenn alle anderen rechts herum kreisen. Sie fühlt sich unwohl, kann sich weniger konzentrieren und steigt schlechter. Darüber hinaus hat sie weniger mentale Reserven frei, um sich nach der möglichen nächsten Thermik  umzusehen. 

Dazu kommt, dass die dominante Körperseite, nicht nur beim Kreisen sondern auch beim Start oder bei anderen Bewegungsabläufen zu Leistungseinbußen führen kann. Eine einseitig zu starke dominante Körperseite, kann außerdem zu gesundheitlichen Beschwerden führen. So hat Elke, weil sie den Rucksack immer über ihre rechte Schulter aufnimmt eine Hüftschiefstellung, die manchmal zu Schmerzen im Rückenbereich führt.

Zweiseitiges Techniktraining 

Werden beide Körperseiten systematisch trainiert, funktioniert der Ablauf in beide Richtungen. So könnte Elke, dann rechts und links herum Kreisen. Außerdem gibt es inzwischen wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die „Schokoladenseite“ noch stärker wird. So trainieren Hochspringer den Anlauf und Absprung von ihrer nicht-dominanten Seite und Basketballspieler trainieren das Werfen mit der rechten und linken Hand im Wechsel. 

Bewegungswissenschaftler haben herausgefunden, dass bei einem Training auch die entgegengesetzte Körperhälfte mittrainiert wird. Somit wird selbst bei normalerweise einseitigen Sportarten, wie z.B. Tennis bei einem zweiseitigen Techniktraining sowohl die dominante als auch die nicht-dominante Seite trainiert und verbessert. 

Dirk Nowitzki war dafür bekannt, dass er immer wieder den 3er-Wurf im Wechsel mit der linken und der rechten Hand trainierte.

Tino Stöckel von der Universität Leipzig hat herausgefunden, dass bei räumlich-motorischen Anforderungen, im Training mit der nicht-dominanten Seite angefangen werden sollte. Bei kraftvollen dynamischen Aufgaben hingegen sei es besser mit der „Schokoladenseite“ zu beginnen.


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Muskuläre Dysbalance

In jedem Sport und im Alltag kann es zu muskulären Dysbalancen kommen. So können bestimmte Muskeln verkürzt / verlängert oder zu sehr auf Spannung sein. Oft tritt beides gleichzeitig auf. Ein Beispiel für eine Dysbalance ist der Rundrücken. Hervorgerufen wird dieser durch eine geschwächte Rückenmuskulatur  und eine verkürzte Brustmuskulatur. Aufgrund des vielen „nach vorne Arbeitens“ und das Tragen von schweren Rucksäcken, werden die Rückenmuskeln häufig nicht ausreichend gekräftigt und die Brustmuskulatur zu wenig „auf Länge gebracht“. Dem kann durch gezieltes Dehnen der Brustmuskulatur und einer Kräftigung der Rückenmuskeln, insbesondere des oberen Rückens, entgegengewirkt werden.

Zu viel Sitzen vor dem Computer, dem Handy oder dem Tablet führt zu einer schwachen hüftstreckenden Muskulatur und einem verkürzten Hüftbeuger. Die Folge ist das wohlbekannte Hohlkreuz. Dies wiederum führt durch ungleichmäßige Kraftverteilung auf die Bandscheiben zu einer stärken Abnutzung der Bandscheiben und im schlimmsten Fall zu einem Bandscheibenvorfall.

Deshalb solltest du auch einseitiges Training durchführen, am Besten unter Anleitung, um die Dysbalance auszugleichen. Orientiert wird sich an der schwächeren Seite!

Alltägliche Tätigkeiten, mal mit der anderen Hand machen…

Du kannst übrigens auch ganz banale alltägliche Dinge mal mit der anderen Hand machen. Wenn du z.B. deine Zähne mal mit der anderen Hand putzt oder auch mal den Stift in die andere Hand nimmst, trainierst und kräftigst du deine neuronalen Verbindungen im Gehirn. Es werden dadurch beide Gehirnhälften angeregt. Folglich wird die Interaktion beider Gehirnhälften gesteigert, was zu höheren Denkleistungen und Kreativität führen kann. 

Was hat Elke daraus gelernt?

Elke hat sich die Ratschläge zu Herzen genommen und flog viele Male auch rechts herum. Sie übte sowohl ihre dominante als auch ihre nicht-dominante Seite und verbesserte so ihr Thermikfliegen. Wenn kein Flugwetter ist, aber der Wind zum Groundhandling reicht, dann ist Elke nun auch fleißig am Übungshang, um sowohl das Rückwärtsaufziehen von links- als auch rechtsherum zu trainieren. So trainiert sie nicht nur ihre sportlichen Fähigkeiten sondern sorgt auch für die Gesundheit ihres Gehirns.

 

Welche Erfahrungen hast du gemacht, mit dem trainieren der nicht-dominanten Seite? - Hinterlasse gerne einen Kommentar.

Viel Aufwind in allen Lebensbereichen, wünscht

Yvonne

 

 

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Literaturquellen:

Hendrich, Eva. (2003). Motorisches Lernen und kontralateraler Transfer. Ludwig-Maximilians-Universität München.

Hohmann, A., & Pietzonka, M. (2017). Techniktraining zur Entwicklung der Spielfähigkeit im Fußball, Handball und Basketball. (Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Hrsg.) (1. Auflage, Stand: Mai 2017.). Hellenthal: Sportverlag Strauß.

Krombholz, H. (o. J.). Händigkeit, Körperschema und kognitive und motorische Leistungen im Kindesalter – ein Überblick. Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP).

Schmid-Fetzer, U., & Lienhard, L. (2018). Neuroathletiktraining: Grundlagen und Praxis des neurozentrierten Trainings. München: Pflaum Verlag.

Starrett, K., Starrett, J., & Cordoza, G. (2016). Sitzen ist das neue Rauchen: das Trainingsprogramm, um Haltungsschäden vorzubeugen und unsere natürliche Mobilität zurückzugewinnen. (M. Walter, Übers.) (1. Auflage.). München: riva.

Stöckel, T., Hartmann, C., & Weigelt, M. (2007). Reihenfolgeefekte für das Erlernen komplexer sportmotorischer Fertigkeiten auf beiden Körperseiten. Eine Baketballuntersuchung bei Schulkindern. Zeitschrift für Sportpsycholoige, 14(3), 130-135 Hogrefe Verlag
DOI: 10.1026/1612-5010.14.3.130

Weber, C. (2010, Mai 17). Kampf der Hirnhälften. Süddeutsche Zeitung.

 

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