Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen...

Freitag, 17 Februar 2023 12:27

Philipp Haag im Interview

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Philipp Haag Philipp Haag Philipp Haag

Philipp Haag wurde im Dezember 2022 zweiter beim Paragliding World Cup Superfinal. Im WinMental-Podcast verrät er seine Wettbewerbsstrategie und gibt ein paar Flugtipps.

 Hör dir das Interview als Podcast an:

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Hier das Transkript des Interviews mit Philipp Haag:

 

Seit wann fliegst du?

Ich habe mit 14 mit dem Schein angefangen und dann mit 16 gleich die Prüfung abgelegt. Aber ich bin mit sechs zum ersten mal bei meinem Dad mit dem Tandem mitgeflogen.

 

Hat dich das Fliegen dann gleich fasziniert, dass du gesagt hast, okay das möchtest du auch machen?

Ja, ich bin damit aufgewachsen. Von klein an war ich immer mit dabei. Ich hatte dann auch einen Lenkdrachen und alte Gleitschirme zum Aufziehen. Ich bin immer auf der Wiese gestanden und es war eigentlich schon immer klar, dass ich dann auch irgendwann mal selber fliege.

 

Wie lang ist das jetzt ungefähr her? Also seit, wie vielen Jahren, fliegst du selber?

Seit 13 Jahren.

 

Und wo ist, denn so dein Heimatfluggebiet?

Ich habe an der Winde Gleitschirmfliegen, bei uns auf der Schwäbische Alb gelernt und bin jetzt auch ab und zu im Schwarzwald unterwegs. Ich wohne gerade so zwischendrin. Ich kann auf der Schwäbische Alb an der Winde fliegen oder auch in den Schwarzwald gehen. Der Kandel oder sowas, allerdings ist das Freifliegen in letzter Zeit eher weniger geworden.

 

Du bist ja dann auch relativ schnell zum Wettbewerbsfliegen gekommen.

Ja,  es war ..ich glaube mit 15 bin mich mit Flugauftrag von Achim Jos bei der Junior Challenge mitgeflogen. Ich durfte ein bisschen mit schnuppern und mit 16 habe ich dann auch gleich den B-Schein gemacht und bin bei der Challenge mitgeflogen. Damals war meine Intention, „ich möchte Streckenfliegen“ und bei der Junior Challenge und beim Wettbewerb Fliegen kann ich viel lernen und ja, ich glaube, da bin ich hängen geblieben.

 

Warum bist du beim Wettbewerbsfliegen hängen geblieben? Ich mein Streckenfliegen ist ja auch ganz nett.

Ja, es hat sich dann recht schnell einfach eine Community gebildet mit Freunden und da hatte ich immer eine Anlaufstelle gehabt. Auch wo ich hingehen kann zum gemeinsamen fliegen und das Lernen geht im Gegensatz zum Streckenfliegen so schnell, wie ich finde, aber, wenn ich jetzt bei Wettbewerben Fehler mache, dann zeigen mir 100 Piloten, wie es besser gegangen wäre. Das war eigentlich so das was mich an dem Wettbewerbsfliegen immer so fasziniert.

 

Meinst du, das Streckenfliegen und Wettbewerbsfliegen, sich gegenseitig ausschließen? Also, weil viele machen es ja wirklich so: die sagen okay, sie fliegen jetzt einfach Strecke und keine Wettbewerbe und die anderen sagen, sie fliegen nur Wettbewerbe, aber keine Streckenflüge. Schließt sich das, irgendwie, gegenseitig aus?  

Ich glaube, es kommt darauf an, wie intensiv man das macht. Also, wenn einer sagt, er geht auf Streckenjagd, der hat natürlich das Wetter ganz anders im Blick und schaufelt sich dann, vielleicht die guten Tage im Jahr frei. Und auf der anderen Seite, so mache ich es, ich schaue, welche Wettbewerbe ich im Jahr fliegen möchte und schaffe mir die dann diese Tage frei. Ja, ich glaube, je intensiver man es macht, desto schwieriger wird es dann auch mit Job und allem. Es ist glaube ich ganz individuell. Aber wenn man beides moderat macht, denke ich passt es ziemlich gut zusammen.

 

Meinst du, dass sich das vielleicht auch gegenseitig sogar befruchtet? - Das es vorteilhaft wäre, beides zu machen?

Klar, ich habe es vorhin schon gesagt, beim Wettbewerb lernt man einfach so viel und da kann man so viel aufs Streckefliegen übertragen.  Das kann einen nur weiterbringen, aber auch beim Streckegliegen, wenn man auf sich alleine gestellt ist, nimmt man so viel mit, was man, dann auch im Wettbewerb wieder anbinden kann. Wenn man dann z. B. gerade mal denkt „okay ich möchte mal alleine was probieren“ und es geht dann auf, dann freut man sich natürlich umso mehr. 

 

Du bist seit 2018 in der Nationalmannschaft und wurdest jetzt im Dezember zweiter, beim Paragliding Superfinal in Mexiko. Dazu auch noch mal herzlichen Glückwunsch! Was motiviert dich, so dabei zu bleiben und dich immer wieder zu verbessern?

Die Verbesserung ist beiläufig. Was mich motiviert, dabei zu bleiben, ist einfach die Community, die Freude in einem Wettkampf zu fliegen und auch immer wieder, die neuen Orte der Weltcups. Man kommt in der ganzen Welt rum und, das ist auch das, was mich antreibt! Da gebe ich ja gerne meinen Urlaub für her!

 

Wie bereitest du dich denn auf so einen Wettbewerb vor? Schaust du dir vorher im XC an, welche Strecken werden denn, in dem jeweiligen Gebiet geflogen? - Oder wie bereitest du dich vor, auf so ein Rennen? 

Ich gehe an sich relativ unvorbereitet dorthin, weil, wenn ich mir die Strecke angucke, wenn ich von XC Track …oder egal was… irgendwelche Routen angucke, dann schränke ich mich schon mal ein in meiner Meinung, wenn ich dann beim Fliegen bin, denke ich ja „der ist letztes Mal in diese Richtung geflogen, dann muss ich dahin fliegen“. Wenn ich dann, aber im Wettbewerb oder dann vor Ort bin und intuitiv entscheiden kann, was ist jetzt die bessere Entscheidung, denke ich für mich, dass ich besser unterwegs bin, wie, wenn ich mich schon auf irgendwas einlasse und mir, dann vielleicht schon im Unterbewusstsein irgendwelche Meinungen beeinflussen.

 

Deine Ergebnisse geben dir Recht, mit dieser Vorbereitung. Also, es scheint ja, zu funktionieren. Wie triffst du, denn deine Entscheidungen in der Luft? Also, du sagst jetzt, so ganz intuitiv. Intuition ist ja auch Erfahrungswissen, was wir abgespeichert haben aus der Vergangenheit, aber wenn du, dann so in dem Wettbewerb drin bist, worauf achtest du? - Oder wie triffst du deine Entscheidungen, was jetzt die beste Route ist?

Früher habe ich öfters mal nicht wie der Pulk entschieden und das kann sich ganz gut aufgehen, aber die Chance, dass es immer gut aufgeht, ist dennoch gering und

deshalb entscheide ich erst, immer mal auf Sicherheit. Mein Ziel ist immer, das ich ins Ziel kommen möchte, egal wie lange ich brauche und von diesem Punkt kann ich doch schon mal sagen „okay, was ist jetzt die sichere Option“, wenn ich oben Entscheidungen treffen muss. Das ist so der erste Punkt und der zweite Punkt ist, dann „was macht die Gruppe?“ Kann ich da jetzt mitgehen.. will ich da mit gehen oder lasse ich sie erstmal ein bisschen vor oder nehme ich lieber eine andere Route? Ich sage immer, ich kann gerne mal um die 30 Grad abweichen von der Route, dann kann ich immer noch sagen „okay, das geht jetzt nicht auf“ , ich kann zurück zu der anderen Route vom Pulk gehen.

Philipp Haag - zweiter beim PWC-Superfinal 2022 

Bereitest du dich auch irgendwie mental auf so ein Rennen vor? Also gehst du die Routen vielleicht, vorher irgendwie, durch und sagst dir „okay hier könnten vielleicht Leegebiete sein“?

Ich schaue mir auf jeden Fall die Route an … auch beim Briefing, da bin ich dann aber nach dem Briefing sofort immer weg… am Startplatz oder da, wo die ganzen Leute stehen, bin ich auch eher wieder weg. Ich gucke mir, dann an, wo ich hinfliegen muss, wo vielleicht auch ein paar Routen entstehen könnten, aber da wieder das gleiche Spiel: ich möchte mich da nicht zu arg mit befassen, weil in dem Moment, wo jeder sagt „auf jeden Fall in diese Richtung fliegen“ oder über diesen Kamm oder egal was… schränkt es mein Meinungsbild in der Luft schon wieder ein, und deshalb sage ich mir da auch wieder „lieber in der IST-Situation beurteilen“, wie wenn ich davor schon, irgendwie eine Entscheidung schon davor getroffen habe, was auf dem Boden, dann passiert ist.. und das ist eigentlich, wo ich mich, dann eher von andere Leute distanziere und mir dann meine eigene Route anschaue, wo ich hin muss und der Rest, dann in der Luft entschieden wird.

 

Machst du, dann regelmäßig De-Briefings?

Das mache ich meistens, wenn ich einschlafe, also irgendwie kurz, wenn ich dann im Bett liege und da mache ich, wenn dann etwas irgendwie schlecht gelaufen ist und man steht, dann am Landeplatz, dann regt man sich natürlich drüber auf. Das konstruktive Nachdenken, mache ich meistens, dann in Ruhe, wenn ich mich, dann auch abgeregt habe und dann bin ich immer sehr fokussiert drauf „was war mein Fehler?“ Jetzt nicht irgendwie, ja da war jetzt gerade Schatten drin also Pech gehabt, sondern was war mein Fehler vorhin, als ich in das Schattengebiet reingeflogen bin? Da versuche ich immer den Fehler auf mich zu produzieren, also was ich falsch gemacht habe.

 

Also, was dein Anteil daran war in dem Moment als die Wolken kamen, das die Wolken kommen, daran können wir nichts ändern, aber vielleicht hättest du vorher eher erkennen können „okay Stopp da kommt eine Wolke, ich parke jetzt einfach mal, irgendwo in der Sonne, und warte, bis die Wolke durch ist“. Also beim Rennen wird es auch manchmal etwas stressig, also gerade, wenn so viele Piloten, im Pulk beieinander sind, ich habe das Gefühl, dass in den letzten Jahren, die Pulks immer größer werden, also dass immer mehr Piloten, im Pulk drin sind und das kann schon manchmal etwas stressig sein. Wie gehst, denn du mit solchen Situationen um?

Ja, also die Pulks wurden nicht größer vom Volumen, sondern nur von der Dichte. Also die Thermik wird dadurch nicht größer, aber das war jetzt in Mexiko auch auffällig, dass die Piloten doch immer weniger Angst vor den Pulks haben. Der Abstand wird immer geringer. Es gab schon auch ein paar Stresssituationen, aber da ist mir, dann selber aufgefallen, dass ich laut zu mir gesagt habe, „Boar das gebe ich mir nicht“. Es gibt auch noch eine andere Thermik, die hoch geht. Also, die Stresssituationen, die gibt's eigentlich immer nur vorm Start und am Start ist jetzt nicht alles verloren, wenn man dann nicht als Erster oder als oberster startet.

 

Okay, also du gehst, dann eher raus aus dem dichten, suchst dir eine andere Thermik, wo weniger Piloten sind.

In Extremsituationen: ja. Sonst bin ich da relativ stressresistent, was das angeht.

 

Du hast gerade gesagt, es ist ja noch nicht alles verloren, also mir passiert das dann manchmal, dass ich, dann eben mir eine eigene Thermik suche und dann vielleicht woanders hinfliege, gerade, wenn ich vielleicht noch eine Stunde Zeit habe bis der Start losgeht, und da ist es mir aber auch schon mal passiert, dass ich dann keine Thermik mehr gefunden habe und dann ein bisschen tief war. Ich kam dann zum Startzeitpunkt  tief zurück und musste erstmal wieder Höhe machen. Kennst du so etwas auch? Und wie gehst du denn mit solchen Situationen um, wenn dir das passiert?

M sagt ja immer, „man kann ein Rennen nicht am Start gewinnen, aber man kann es verlieren“. Da ist schon was dran. Wenn man das Starten jetzt nicht komplett verkackt,  dann hat man trotzdem immer noch die Chance, wieder aufzuholen, gerade am Anfang gibt es auch meistens keine Leadingpunkte und es sind ganz, ganz viele vor einem, die einem die Linie zeigen und dann schaue ich halt einfach „okay ich habe bei mir im Gerät drin wie viel Prozent vom Task noch zu fliegen ist“ und wenn ich dann sehe okay es sind noch 95% zur fliegen, dann bin ich eigentlich auch sehr gelassen, was das angeht, weil das Rennen ist ja erst  in der „end of Speed“ zu Ende.

 

Das finde ich, jetzt gerade, eine interessante Einstellung. Noch 95% zum fliegen… welches Gerät hast du, wo es angezeigt wird?

XC-Track kann das Anzeigen.

 

Okay, dann darfst du mir das mal zeigen bei Gelegenheit!

Gern! Das ist auch ganz geschickt, weil es gibt ja, die Verteilung der Leadingpunkte, die verfällt ja in der Kurve und dann kann man dadurch, dann schauen „okay jetzt ist der Moment zum pushen“, weil es gerade viele Leadingpunkte gibt oder am Ende vom Task - 80% geflogen, jetzt heißt es, dann auf Sicherheit zu gehen, am besten sich im Pulk oben zu positionieren, dass man zur richtige Zeit in der Speed pushen kann.

 

Okay, das klingt jetzt echt spannend, also das darfst du mir zeigen, das werde ich mir auf jeden Fall aufschreiben! Sehr spannend. Manchmal ist es auch so, dass sich die Flugbedingungen auch während des Fluges, dann ziemlich verändern können. Also letztes Jahr, kann ich mich an zwei-drei Wettbewerbe erinnern, bei denen ich dabei war und echt extrem viel Wind war. Bei einem Durchgang habe ich mich dafür entschieden „okay also hier ist mein Limit erreicht, ich gehe jetzt landen!“ - wie sieht, denn dein persönliches Risikomanagement aus? Wie gehst du denn damit um? Wann entscheidest du „okay, jetzt passt es für mich nicht mehr, ich melde vielleicht Level 3 und gehe landen“.

Ich war Gott sei Dank noch nie in der Situation, dass ich jetzt irgendwie gesagt habe „das ist mir jetzt echt zu viel, ich gehe landen“. Vielleicht aus dem Grund, wie ich es vorhin gesagt habe, mein erster Gedanke, wenn ich eine Entscheidung treffe ist „was ist die sichere Route“ oder „was ist die sicherere Option“. Vielleicht hängt das mit dem zusammen und mit dem Levelfunken, da bin ich ganz schlecht. Sowieso ist es im Submarine schwierig zu funken. Aber ich denke es kommt immer auf die Situation an, wie man sie einschätzt. Ich habe jetzt in den letzten Jahre gemerkt …okay… ich kann mich erinnern, das war 2012 an der BAWÜ, da hat es ein bisschen genieselt, dann habe ich zu mir gesagt „okay, das ist mir zu gefährlich, ich gehe landen!“ und das waren einzelne Tropfen, die runter kamen. Ich habe mich weiter weiterentwickelt und das würde ich heute, wahrscheinlich, jetzt nicht mehr machen, weil ich es auch einfach besser abschätzen kann.

 

Es hängt dann schon mit der eigenen Erfahrung zusammen, sind die Bedingungen noch für mich gut oder nicht und du hast jetzt inzwischen schon recht viel Erfahrung, also dann kannst du das auch gut einschätzen.

Der Vorteil gerade mit Wettbewerben ist auch, man sieht andere einfach. Wenn jetzt starker Wind kommt und siehst du, wie es sie runter verbläst, dann vermeide ich solche Situationen einfach. Letztes oder Vorletztes Jahr -  2020 oder 2021- ich weiß jetzt gerade gar nicht mehr, da war das Superfinal in der Schweiz und Disentis ist für mich ein Thema. Ich war dort zweimal, ich habe zweimal gesagt, „ich möchte, da nicht mehr hingehen“ und deshalb habe ich für auch entschieden, nicht auf das Superfinal in Disentis zu gehen,  das ist mir gefährlich. Ich habe nicht dran teilgenommen, um der Situation aus dem Weg zu gehen.

 

Du hast schon immer das Sicherheitsbewusstsein im Kopf. Du sagtest vorhin „wie kannst du eine sichere Route fliegen, wie kannst du sicher ins Ziel kommen“ und das bedeutet wahrscheinlich auch, dass du halt nicht ins Lee fliegst oder versuchst große Leegebiete zu umfliegen. Hast du irgendwelche speziellen Routinen, die dir helfen, beim Wettbewerb, also irgendwelche Morgen- oder Abendroutinen, oder vielleicht auch Startvorbereitungsroutinen?

Abendroutine bei Wettbewerb ist meistens ein Bier ;-)

Bei mir steht nicht der Wettbewerb im Vordergrund, sondern einfach das Beisammensein. Es sind sind immer coole Leute mit unterwegs und deshalb genieße ich lieber die Zeit mit denen - das steht im Vordergrund.

 

Du hast jetzt auch gesagt, du hättest ein Submarine. Was meinst du, bringt das viel im Wettbewerb, so ein Gurtzeug zu haben? Es ist ja schon extrem aerodynamisch.

Es bringt sicherlich was, aber es bügelt nicht den Pilotenfehler aus. Wenn jemand eine falsche Entscheidung trifft, das holt man nicht mehr durch das Gurtzeug raus. Vor allem, wenn es dann alle anderen fliegen, dann gleicht sich das sowieso wieder aus, aber es bringt einen Vorteil, auch gerade im Geradeausflug, dann wird alles noch mal stabiler, die Pendelgeschwindigkeit, die das hin und her pendeln, ist einfach nicht mehr so stark, was dann wiederum auch Leistung bringt .

 

Und wie ist das? In dem Gurtzeug bist du ja ziemlich eingepackt und es ist schwierig an die Instrumente ranzukommen. Wenn im Instrument etwas falsch eingestellt ist oder vielleicht mal weiter schalten muss, das stelle ich mir bei dem Gurtzeug ein bisschen schwierig vor.

Man braucht seine Zeit. Man kann den Reißverschluss aufmachen, dann kann man es bedienen… das ist kein Problem…  würde ich jetzt, aber nicht in der Thermik machen wollen. Ich habe mir speziell eine Brille gekauft, da ist XC Track in der Brille drin, das heißt, ich habe mein XC-Track direkt im Sichtfeld das bringt auch einen riesigen Vorteil.

 

Was ist das für eine Brille?

Das ist eine ganz normale Sportbrille, da gibt es dann einen Aufsatz, der das Signal an die Brille überträgt. Da kann man, dann auch ganz normal, wie bei XC-Track, die Widgets hinzufügen, was man möchte und Vorteil ist, dann auch, man muss nicht immer in das kleine Fenster reinschauen beim Submarine, sondern man hat es immer im Sichtfeld oder seitlich vom Sichtfeld.

 

Und blendet es dann nicht in der Sonne? Wie ist das wenn die Anzeige in die Brille projiziert wird? Ist die Anzeige mit Sonne immer sichtbar?

Das ist kein Bildschirm an sich, sondern das sind nur Zahlen, die dann direkt in der Luft quasi stehen.

 

Das klingt ja auch spannend! Muss ich, glaube ich, auch mal ausprobieren. Ich krieg hier lauter neue Tipps! Super! Dich hole ich öfter ins Interview! Du hast doch gesagt, für dich ist das Rundherum beim Wettbewerb wichtig, so die Gemeinschaft, die Community, wie ist es so mit der Landschaft? Kannst du die während des Wettbewerbs auch genießen? Die Landschaft in Mexiko ist bestimmt ganz faszinierend.

Teilweise ja, es ist mir ist aufgefallen, ich hatte das auch mit dem Stefan Bernhard, gerade im Wettbewerb, das ich ziemlich arg im Tunnel bin und dann muss ich mir ab und zu mal wieder bewusst machen, z. B. bei einer Gleitstrecke, „Okay jetzt einmal Rundumblick, Aussicht genießen“ und dann kann es, wieder weitergehen. Ich muss auch noch bisschen lernen, dass ich nicht immer immer zu arg im Tunnel drin bin, auch mal auf Gleitstrecke … oder egal wann… die Landschaft genießen. Ich habe angefangen, teilweise früher zu starten und einfach mal in die andere Richtung geflogen, um mir die Gegend anzuschauen. Weil sonst geht man nach ein oder zwei Wochen Wettbewerb nach Hause und denkt sich „ich weiß gar nicht wo wir rumgeflogen sind“.. das wäre auch schade.

 

Ja ,gerade, wenn man in so tollen Ländern unterwegs ist.

Genau, aber es gibt immer wieder so Momente, da schaut man dann durch Zufall in die Ferne und dann sieht man "ach da ist ja voll der schöne Vulkan mit See oben drin“ und das sind dann Momente die bleiben, dann schon auch hängen.

 

Das sind dann so Wow-Momente. Wo man, dann sagt „die Natur ist einfach faszinierend!“. Für dich sind ja Wettbewerbe im Prinzip „Urlaub“, aber, es ist ja doch auch stressig, also so eine ganze Woche Wettbewerb kann auch ganz schön anstrengend sein, wie sorgst du denn für ausreichend  psychische und physische Erholung?

Es geht eigentlich ganz gut. Der Wettbewerb ist für mich schon mein Ausgleich. Ich wollte vor sieben, acht Jahren, mal mit dem Fluglehrer anfangen und dann wurde mir bewusst „okay, wenn ich den Schritt gehe, dann habe ich das Gleitschirmfliegen immer, um mich rum“. So habe ich jetzt meine normale Arbeit der ich nachgehen kann und dann kann ich mich aufs Gleitschirmfliegen freuen und wenn ich, dann zwei Wochen Wettbewerb geflogen bin, dann kann ich mich auch wieder auf die Arbeit freuen. Deshalb ist das, finde ich, ein ganz guter Ausgleichen. Ich gehe nicht in die eine Extreme, aber auch nicht in die andere Extreme.

 

Das ist dann deine Lebensbalance. Gibt es irgendetwas, was du vom Fliegen, für Dich, fürs „normale Leben“ gelernt hast?

Sicherlich viel, aber ich weiß jetzt nicht, ob ich die aus dem Stehgreif aufzählen kann …sicherlich der Wettbewerbsgedanke, den man immer mit sich trägt. Gerade auch im Job gibt es die eine oder andere Situation, wo man sich durchsetzen muss, wo man auf sich alleine gestellt ist, das gibt es immer wieder mal, aber ich denke das Wettkampffliegen, dadurch, dass ich das Fliegen von klein auf schon mache, formt einen und ich wüsste jetzt nicht, was ich dann für eine Person wäre, ohne Gleitschirmfliegen. Bestimmt eine ganz andere, aber das weiß man jetzt nicht.

 

Du könntest dir somit kein Leben ohne das Fliegen vorstellen. Gab es schon mal Situationen, wo du vielleicht das Fliegen angezweifelt hast? Wo du dann gesagt hast, ist es jetzt wirklich noch das Richtige für mich und falls ja, wie bist du da wieder rausgekommen, aus diesem Loch? Und hast du, dann doch wieder die Freude am Fliegen für dich entdeckt?

Das gibt es immer wieder, das ist und bleibt eine Extremsportart. Erst kürzlich hatte ja auch erst wieder einen tragischen Todesfall mitbekommen und ich bin seitdem auch nicht zum Fliegen gekommen. Ich bin da eher so die Person, die das im Stillen verarbeitet, aber ich freue mich auch nächstes Mal wieder aufs Fliegen, weil, ja es gibt überall… beim Motorradfahren… egal wo, Menschen kommen und gehen…man holt sich einfach ein Freiheitsgefühl.

 

Ja, ich glaube, dass ist auch was, was keine andere Sportart einem geben kann. Du sagst frei fliegen, über die Landschaften, über die Berge, über Vulkane… das ist ja was ganz Besonderes und das ist schon ein Privileg was wir haben. Was sind denn so deine Ziele für dieses Jahr? 

Für 2023. Ja, also, mein Ziel ist ja immer… ich schaue im PWC-Kalender rein und hoffe, dann auf ein neues Land, dass ich dahin reisen kann, aber jetzt speziell, dass ich jetzt irgendwie, Platzierungen erreichen will oder sonst irgendwo, setze ich mir nicht, einfach weil ich die Freude daran erhalten möchte und ich auch, deswegen zu den Wettbewerben gehe. Ich möchte in ein neues Land reisen, mit Freunden unterwegs sein und eine gute Platzierung ist dann die Kirsche auf der Torte. Im Wettbewerb möchte natürlich jeder immer gut sein, ich möchte da jetzt auch nicht schlecht sein. Doch auch diese Situation gibt es, dann bin ich auch enttäuscht, aber ich habe das Gefühl, wenn ich jetzt sage, ich muss in die Top Ten fliegen und ich bin dann 15ter, dann bin ich eher enttäuscht, wie wenn ich sage "okay ich will irgendwo vorne mit fliegen“, und dann ist 15ter für mich auch vorne mit fliegen.

 

Wenn du dann mal enttäuscht bist, ich weiß nicht, ob du das schon mal so richtig erlebt hast, wie gehst du dann, damit um? Siehst du das dann als Lernerfahrung? Oder wie gelingt es dir, dann wieder positiv nach vorne zu schauen?

Da versuche ich, dann wieder den Lerneffekt raus zu holen, sage okay der Fehler hat passieren müssen oder der schlechte Wettbewerb hat passieren müssen, einfach, um wieder weiter zu lernen und beim nächsten Wettbewerb sieht es, dann wieder anders aus und egal welchen Piloten oder Pilotin, die man kennt,  es gibt ganz ganz, ganz wenige die eigentlich immer vorne mit dabei fliegen auch ein Honorin Hamard hat mal einen schlechten Wettbewerb oder eine 100ste Platzierung - egal, wie einfach den Wettbewerb abhaken und der nächste kommt dann wieder.

 

Genau! Das ist eine schöne Einstellung. Welchen Tipp könntest du, denn Anfängern geben, die einfach mal gerne vielleicht Akro- oder Streckenfliegen oder Wettbewerbfliegen möchten und vielleicht noch gar nicht wissen, in welche Richtung sie so richtig gehen wollen? Welchen Tipp könntest du so einen Anfänger geben?

Einfach mal schauen… da gibt es inzwischen so viele Plattformen, egal.. auf Instagram wenn jemand Akrofliegen möchte, mal den AKroflieger schreiben, die sind eigentlich immer offen… die bietet Kurse an, Sicherheitstrainings usw., egal was… beim Streckenfliegen habe wir dieses Jahr wieder zwei Newcomer Challenges geplant und auch die Junior Challenge ist wieder in Tolmin (Slowenien). Also wer Interesse hat, am Strecken- oder Wettkampffliegen hat, der darf sich da anmelden…das kann ich auch immer nur empfehlen. Ich habe das gleiche gemacht und es hat mich immer weiter gebracht und ich will dieses Jahr, jetzt auch eine Junior Challenge noch mitfliegen, das ist mein letztes Mal, wo ich noch darf. Ob ich dann in der Wertung mitfliege, schauen wir mal, aber das war eigentlich auch immer noch so so ein Ziel von mir, noch einmal in der Newcomer oder in der Junior Challenge mitzufliegen.

 

Das wird vielleicht ein bisschen frustrierend für die anderen sein oder sie können von dir viel lernen, wer weiß. Warst ja schon mal Betreuer bei der Newcomer Challenge? Ich glaube du bist dieses Jahr als Betreuer mit dabei?

Ja, war geplant.

 

Gibt es doch irgendwas, was du vielleicht gerne Piloten und Pilotinnen mitgeben möchtest? oder was du gerne noch sagen möchtest?

Ja, immer sicher fliegen und Spaß dabei haben! Wenn es geht immer mit jemandem anderen fliegen. Wenn jemand dabei ist, dann teilt sich Freude einfacher, wenn man dann zu zweit unterwegs ist.

 

Dann hat man auch hinterher was worüber man reden kann. Ja sehr schön! Vielen Dank Philipp für das interessante Gespräch und für die vielen Tipps, die du mir gegeben hast!

 

  

Links zu Philipp Haag:

Instagram: https://www.instagram.com/philipp_haag/

 


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Letzte Änderung am Donnerstag, 23 März 2023 15:50
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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