Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen...

Donnerstag, 29 Dezember 2022 18:37

Interview mit Aaron Durogati

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Aaron Durogati Aaron Durogati Aaron Durogati

Aaron Durogati gewann bereits zwei Mal das Paragliding World Cup Superfinal und war fünf Mal bei den Red-Bull X-Alps dabei. Er führte mit mir ein Interview als er auf dem Weg nach Mexiko zum Paragliding World Cup Superfinal war. Im Interview verrät er seine neue Strategie und seine Ziele für 2023.

 Hör dir das Interview als Podcast an:

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Hier das Transkript des Interviews mit Aaron Durogati:

 

Wie bist du über deinen Vater zum Gleitschirm fliegen gekommen, wie war denn das bei dir damals genau?

Ja also, als Kind als ich sechs Jahre alt war bin ich ja das erste Mal im Tandem geflogen mit ihm und ich kann mich nicht ganz genau an den Flug erinnern, aber an was ich mich erinnern kann ist, dass ich mich so ein bisschen besonders gefühlt habe zu den anderen Kindern. Das war eigentlich cool und das eben vor 30 Jahren da war Gleitschirmfliegen nicht so populär. Da konnte ich eben sagen "ja ich bin halt geflogen“ und es war schon cool und dann seitdem ich mich erinnern kann habe ich im Kopf gehabt selber zu fliegen und dass dies meine Arbeit wird. Also ein Wettkampfpilot und Athlet zu werden das war schon seitdem ich mich erinnern kann ein bisschen mein Ziel oder Traum besser gesagt. Alleine geflogen bin ich dann erst mit 15, weil ic nicht so oft mit meinem Vater Tandem geflogen bin, dann vielleicht noch insgesamt zehn Mal. Mit zehn Jahren hat es mir eher Angst gemacht, also ich wollte selber die Kontrolle haben und nicht Passagier sein… und so bin ich auch nicht oft mitgeflogen. Und ich wollte eben schon als Kind gleich alleine fliegen aber ich war sehr oft in Krankenhaus wegen einem Unfall, entweder mit den Ski oder Skateboard und mein Vater hat sich gedacht „na das ist vielleicht nicht so schlau, dass du jetzt Gleitschirm fliegst“ bis ich dann aber so einen großen Unfall beim Skaten mit dem Skateboard hatte, bei dem ich dann auch drei Wochen lang im Krankenhaus war. Dann hat sich mein Vater  gedacht „ ja vielleicht ist besser, dass er fliegt“. Mit 15 habe ich dann angefangen und schon ziemlich mit Vollgas von Anfang an! Also mein großes Glück war, dass ich so jung war. Im Sommer haben wir in Italien drei Monate Sommerferien, das heißt ich bin dann in Sommer so gut wie jeden Tag geflogen und das Gebiet wo ich wohne bietet sich auch super an, weil es viele Seilbahnen gibt und ich bin immer so in Dorf Tirol geflogen, ich konnte mit dem Scooter zu der Bahn fahren und bin dann vielleicht immer so 8-10 Mal am Tag geflogen. Logischerweise konnte ich nicht wirklich Thermik fliegen und so bin ich ganz oft geflogen und dann langsam habe ich gelernt ein bisschen die Thermik aus zu nutzen und so bin ich nur ein paar Mal geflogen und dann glaube ich schon Ende des ersten Sommers konnte ich so gegen 10 Uhr / 11Uhr starten und den ganzen Tag unterwegs sein. Das hat mich sicher weitergebracht.

Dein Vater der hatte damals schon das Tandemunternehmen oder? 

Ja, das war damals schon da. Also mein Vater, zusammen mit einem guten Freund von ihm, haben die Tandems schon Anfang der 90er Jahr in Meran angeboten. Es ist dann mit den Jahren ziemlich groß geworden und dann wieder kleiner. Mein Vater, glaube ich, hat mit Fliegen Ende der 80er Jahre angefangen und dann eigentlich ziemlich gleichzeitig so langsam das Tandemunternehmen aufgebaut.

Du hast dann gleich mal mit Wettbewerben angefangen  oder relativ bald, glaube ich, und hast jetzt auch schon zweimal das Superfinal gewonnen. Also vom World Cup ..du warst beim Dolomityfly mit dabei,  du warst beim Red Bull X-Alps schon einige Male mit dabei, du hast viele Hike & Fly Touren gemacht. Was motiviert dich für die Teilnahme an Wettbewerben? Was ist es was dich antreibt? 

Der Weltcup war so mein Kindheitstraum das einmal zu gewinnen und deswegen war 2013 für mich ja ein sehr wichtiges Ergebnis. Ein Kindheitstraum, welcher sich erfüllt hat und das hat mich dann gleich wieder weiter gebracht. Im Sinne, dass ich damit mit zufrieden sein konnte und mir dann andere Ziele setzen konnte, die im X-Alps also Hike & Fly Szene. Der Dolomitenmann war mir auch sehr wichtig, weil dieser mit 35 Auflagen, ein historischer Wettbewerb ist. Und diesen habe ich dann auch zweimal gewonnen. Ich selbst wollte auch immer die X-Alps gewinnen! Ich glaube da habe ich noch nie wirklich gut geleistet ...aus irgendeinen Grund .. vielleicht am Anfang zu wenig Erfahrung, hier habe ich zu viele Fehler gemacht, dann kamen auch ein bisschen die Knieprobleme... und generell .. ja ich glaube bei dem Wettkampf ... ist halt der einzige Wettkampf ... wo ich eben nicht alleine bin und ich habe auch ein Team und das ist alles irgendwie anders, als wenn ich alleine bin und ja.. aus irgendeinen Grund hat es nicht funktioniert, aber generell, also um die Frage zu beantworten: ich glaube ich bin so ein bisschen der Wettkampftyp und ich will gern schauen wo ich liege im Vergleich zu den anderen und ja es reizt mich einfach mich mit anderen zu vergleichen.

Du hattest jetzt auch schon das Knieproblem angesprochen. Also einmal wurdest du ja aus dem Rennen genommen, wegen des Knies oder hast aufgeben müssen? Wie war das damals für dich und wie bist du damit umgegangen?

Es war sehr sehr hart, weil ich bis zu diesem Tag nie Knieprobleme hatte. Das kam von  nichts auf 100. Die Schmerzen explodierten und es war das erste Mal wo ich mir bewusst geworden bin, dass ich nicht unsterblich bin und ja das war schon eine ziemlich schwierige Zeit jetzt abgesehen von Knieschmerzen und dann die ganze Therapie und so, aber ... ja genau das zu realisieren, dass ich auch so körperlich Probleme haben kann, weil davor war ich wirklich einfach nur fit und gut und dann auf einmal konnte ich nicht mal laufen. Ich konnte nicht mehr gehen und das hat sich ewig lang hingezogen also das bei X-Alps war einfach nur der kleine Tropfen das war einfach zu viel, aber oder generell …sicher meine letzten 15 Jahren vor dem Tag waren Grund wieso ich das so schlecht mit meinem Knie war, aber jetzt, nachdem ich das im Griff habe ... ich glaube das hat mir extrem viel gebracht. Ich habe dadurch extrem viel gelernt, um mir mehr Wert zu geben und auch ein bisschen mehr auf meinen Körper zu achten und nicht immer nur Vollgas und immer nur trainieren, trainieren, trainieren… und ich glaube,  dass ich es jetzt ein bisschen schlauer machen kann..Sagen wir mal so.

Was hat sich dadurch verändert? Also machst du jetzt mehr Ausgleichssport oder wie hat sich das verändert mit dem Knie und deinem Training?

Das Knieproblem war dann auf einmal so groß, dass es unsicher war, ob ich meinen Lebensstil so weiter durchführen konnte… und da war auch die Frage einer großen Operationen... also ich habe es operieren lassen, aber es war eine Möglichkeit einer Prothese. Es stand eine wirklich große Sache an, die mich extrem verändern kann. Erstmal war es wichtig das zu verstehen und damit umzugehen. Das hat logischerweise lange gebraucht. Danach habe ich erstens meine Trainings anders ausgeführt ..mehr Wert gelegt auf Krafttraining, nicht nur auf Ausdauer und ja jetzt mache ich halt einfach viel mehr Sachen. Durch mein Knie bin ich immer mehr noch zu den alpinistische Sachen gekommen und das ist auch jetzt eine große Stärke von mir, dass ich so ein Allrounder bin .. und so hat irgendwie alles einen Sinn gehabt.

Schön, dass du das so sehen kannst jetzt!

Ja, jetzt schon. Vor vier Jahren war das nicht so einfach (lachen)

Wie wirst du dich denn jetzt dieses Jahr auf die x-Alps vorbereiten? Du fliegst jetzt nach Mexiko, das ist vielleicht auch schon ein Schritt in die Richtung, oder?

Nein gar nicht, ich finde Weltcup ist für mich fast wie Urlaub. Ich fliege einfach gern Wettkampf, also einfach nur fliegen, nicht nur Hike & fly. Das kann ich auch ziemlich gut und ich finde es immer wie einen Urlaub für mich, weil ich kann eben ein paar Stunden Wettkampffliegen. Ein Gleitschirm-Wettkampf ist kurz,  ich habe nach dem Wettbewerb gut die Hälfte vom Tag um andere Sachen zu machen ... Slackline, bisschen trainieren, Krafttraining ... und so ... ja ich freue mich einfach drauf.

Nachdem ich schon zwei mal das World Cup Superfinal gewonnen habe, würde ich schon noch gerne einen dritten gewinnen. Letztes Jahr in der Schweiz war es sehr knapp. Da bin ich bis zuletzt Zweiter geworden, aber war ich von ersten Tag bis zum letzten Tag und dann beim letzten Tag habe ich den ersten Platz verloren ... und so probieren wir es wieder dieses Jahr. Ist auch spannend und bezüglich X-Alps. Das ist mein Leben. Ich mache nicht wirklich etwas besonders für die X-Alps, dass ich vielleicht noch ein bisschen mehr mit dem X-Alps-Schimr liege und ich probiere so Volumen zu machen also im Fliegen und in Ausdauer. Bei den nächsten X-Alps 2023 werde ich unterm Strich ohne fliegende Supporter antreten, die sichmit Fliegen auskennen. Ich habe immer so einen Supporter gehabt. Bei den letzten Beiden Malen war es die Elli gewesen und davor war es der Ondra, die sich wirklich gut auskennen mit Technologie, Strategie, Wetter und so ..und das habe ich immer so voll wichtige gefunden für mich,weil ich extrem schwach mit Technologie bin. Ich plane nichts und so habe ich immer gedacht „ich brauche jemand der/die das kann was ich nicht kann“. Aber, jetzt habe ich schon fünf X-Alps so gemacht, es hat gut funktioniert, aber ch glaube, dass ich mein 100 Prozent meines Potential bis jetzt jeden Tag nicht genutzt habe. Ich glaube, dass ich viele Tage hatte, an denen ich unter meinem Durchschnitt geflogen und taktiert habe. Deswegen will ich dieses Jahr schauen, ob schlechter oder besser bin..ich bin sehr gespannt und neugierig auch drauf. Ich versuche nun unterm Strich die X-Alps alleine zu machen. Ich habe zwei Supporter, die Bergführer sind und auch fliegen aber die keine Streckenpiloten sind. Sie können also nicht sagen "okay Aaron, ich glaube heute an dem Tag musst du es so oder so machen". Denn der Erfahrungsunterschied ist so groß, dass sie sich nie trauen würden mir einenTipp zu geben bezüglich fliegen. Und der dritte Kollege, der mitkommt, der tut gar nicht fliegen. Er ist ein sehr guter Freund von mir, der ist ein sehr positiver Mensch. Der fährt gern und der kann viele Sachen aber fliegt nicht, er geht nicht besonders viel auf den Berg. Er hat andere Sachen indem er wirklich gut ist,aber eben nicht im Fliegen und auch nicht im Planen. Mit deisem Team habe ich es beim Dolomitisuperfly probiert. Von den Hike & Fly Bewerben war ich im letzten Jahr, hier am meisten zufrieden, weil ich immer meine Entscheidungen getroffen habe. Das war eben schon so mit Bruno und Federico also mit die zwei Bergführer und ich habe auch so Entscheidungen getroffen, wo ich total anders gemacht habe als die anderen, aber das hat gut funktioniert und so probiere ich die X-Alps dieses Mal anders zu machen, weil ich glaube  es ist interessant, wenn man andere Sachen probiert, sonst wäre es irgendwie langweilig.

Glaubst du, dass das neue Team dazu beigetragen hat, dass es so knapp war beim Dolomitysuperfly - es war ja ziemlich knapp?

Ja, es haben mir am Ende 100 Meter gefehlt.  Es war irgendwie schon ein bisschen bitter, weil als ich den Chrigel überholt habe, habe ich mir gedacht „okay jetzt geht das vielleicht“ und dann bei meinen letzten Flug war ich so mit Gleitzeit 8 im Ziel, aber es war schon noch weit. Mit Rückenwind dachte ich „okay das geht sich locker aus“. Am Ende landete ich dann ein Kilometer vorm Ziel. Also haben so in etwa 130 Meter gefehlt. Aber ja, wie gesagt ich glaube das Team hat mir geholfen in dem Sinne, dass es mir nicht geholfen hat. Also vielleicht, weil ich glaube, wenn ich dann wirklich alle Entscheidungen alleine treffen muss, dass ich dann mehr wie bei den anderen Wettkämpfen, bei denen ich sowieso alleine bin. Bei den X-Alps hingegen, habe ich immer probiert mit jemanden der eben die Strategie macht zur reden, damit mir eine Idee gegeben wird und es ist dann nicht so, dass ich dann einfach die Sachen gemacht habe so, wie sie mir gesagt wurden, sondern ich habe dann immer meine Entscheidungen getroffen, aber die waren schon vorher irgendwie vorgegeben. Ich glaube, dass ich mehr die Freiheit im Kopf brauche, also dass ich von ganz alleine meine Entscheidungen treffen kann ohne, dass irgendwo in meinen Kopf schon eine Information habe, was dann die anderen Entscheidungen beeinflussen kann. Aber wie gesagt, es ist einfach nur eine Theorie und vielleicht wird es bei X-Alps extrem schlecht laufen, weil ich einfach super müde bin. Bei dem Dolomitisuperfly wird es sicher anders als bei den X-Alps, weil es nur die Hälfte von der Strecke ist und  ich habe mehr oder weniger das Gebiet gekannt, da ich irgendwie bei mir zu Hause flog. Den Großteil der Strecke bin ich nie geflogen aber ich glaube wenn man zu Hause fliegt fühlt man sich schon lockerer und der Wettkampf ist auch viel kürzer. Schnell, aber kürzer und bei X-Alps nach vier, fünf, sechs, sieben Tagen wird man schon langsam müde und sich dann noch die Zeit nehmen …oder da muss ich mir dann nächstes Jahr auch die Zeit nehmen einen Plan zu machen und ja mal schauen.

Was wird dann der Plan alles beinhalten? - also wirst du dann da alle möglichen Flug-Startmöglichkeiten aussuchen oder wie muss man sich diesen Plan dann vorstellen?

Also im Grunde ist meine Idee keinen Plan zu haben! - Sicher, wenn die Strecke bekannt wird, werde ich sie mir ein paar mal durchschauen, aber ich bin nicht so der Plan-Typ… Also sich alles was man so auf den Computer anschauen kann, um wirklich eine Idee zu bekommen… Ich werde grundsätzlich so ein bisschen eine Idee haben, aber ja was ich auch gelernt habe, zum Beispiel in 2019 X-Alps, da bin ich meistens sehr gut geflogen, aber der Tag wo ich wirklich sehr schlecht geflogen bin oder der Tag wo ich eine sehr dumme Entscheidung getroffen habe, war in Davos und das war das einzige Gebiet das ich mir davor angeschaut habe. An dem Tag habe ich so eine Entscheidung getroffen und bin eine Route geflogen die eigentlich total außerhalb der direkten Route war und dann bei den X-Alps, war ein anderes Wetter, eine andere Situation, es war drei oder zweieinhalb Monaten später, aber es war alles ziemlich kompliziert .. und dann habe ich den gleiche Flug gemacht, wie vor zweieinhalb Monaten, weil ich wahrscheinlich … das war das einzige wo ich mich bisschen ausgekannt habe …und dann bin ich so geflogen, aber das war total falsch für den Tag. Deshalb ist es vielleicht besser, dass ich einfach keinen großen Plan habe und es klingt vielleicht interessant, aber ich habe 21 Jahren Erfahrung, ich kann fliegen und ich bin nicht auf der ganzen Welt gewesen, auch nicht auf einen Großteil der Welt, aber schon viel geflogen in vielen verschiedenen Gebieten - jetzt auch Pakistan, Indien, Brasilien, Wettkämpfe in Südamerika, Asien, Europa... also ich glaube, wenn ich einfach nur ein bisschen mehr auf mein Bauchgefühl achtgebe, dann werde ich nicht ganz so die falsche Entscheidungen treffen.

Das Problem kennen wir alle, wenn wir schon irgendwie so mental fixiert sind, weil wir das Gebiet kennen und dann sind auch die Entscheidungen vielleicht nicht ganz so gut. 

Ja, genau so. Auf jeden Fall ist die Idee halt es zu probieren und ja bei den X-Alps werden wir halt sehen, ob das eine gute Idee war oder nicht. Mal schauen.

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen! Achtest du dann auch während den x-Alps irgendwie auf die Ernährung oder isst du einfach alles was dir so über den Weg kommt?

Grundsätzlich ich achte schon viel auf die Ernährung. Also ziemlich viel und während der X-Alps auch. Ist vielleicht so ziemlich interessant aber jetzt beim letzten X-Alps habe ich das erste Mal M&Ms gegessen in meinem Leben. Von meinen ersten X-Alps bis jetzt esse ich schon mehr Sachen als 2013, da war ich vielleicht etwas krank …jetzt bin ich schon fast normal am essen, aber ich schaue schon, auf das was ich esse nach einem Ernährungsplan. Was ich halt in den Jahren auch getan habe ist, dass ich darauf achte was mir hilft, das tut mir gut oder das tut mir nicht so gut und dann auf jeden Fall als Red Bull Athlet hat man sehr große Vorteile z.B., dass man eine super Betreuung in alle Richtungen hat. Es gibt ein Trainingscenter von Red Bull in der Nähe von Salzburg und da hat man eben eine richtig, super gute Physiotherapie. Seit 10 Jahren habe ich eine Physiotherapeutin, die mich super kennt und mir extrem viel geholfen hat in den letzten Jahren mit meinen ganzen Problemen und Unfälle, die ich gehabt habe und auch Ernährungsberater, Mental-Trainer usw. Das  ist schon ja ein sehr wichtiger Teil von Sponsoring. 

Von Mental-Training her: auf was achtest du da speziell oder woran arbeitest du im Augenblick oder ja genau?

Ich habe verschiedene Sachen ausprobiert, aber momentan probiere ich im Jetzt zu sein.

Das Thema Achtsamkeit, dass ich nicht mit den Gedanken irgendwo in der Zukunft bin oder in der Vergangenheit, sondern dann im Hier und Jetzt … was jetzt gerade wichtig ist und zu tun ist. Hast du irgendwelche Routinen, die dir helfen ins Jetzt reinzukommen? 

In den traditionellen Wettkämpfen schon, also beim Weltcupfliegen oder Weltmeisterschaft, Europameisterschaft und so weiter und so fort schon ja. Ich habe mir …wahrscheinlich schon über zehn Jahre drei Blätter geschrieben mit Sachen, was für mich wichtig ist beim Wettkampf und ich schaue mir diese entweder vor dem Briefing oder nach dem Briefing immer nochmal an und auf die Punkte eingehe, die ich mir aufgeschrieben habe und ja dann fühle ich mich meistens bereit den Wettkampf zu fliegen.

Darf ich fragen was das für Dinge sind, die du dir aufgeschrieben hast? - Was dir wichtig ist?

Es ist kompliziert. Ein bisschen ist es Taktik, ein bisschen ein paar Stichwörter über meine Stärken. Mit 20 oder so habe ich auch als Skitrainer und Skilehrer gearbeitet und da war es das erste Mal als ich ein Skitrainerkurs gemacht habe wo ich so mit Mentaltrainer und Sportpsychologen in Kontakt gekommen bin. Ich habe praktisch die Methode, die der Trainer für die Athleten damals benutzt hat für mich so ein bisschen geändert und so für meine Gleitschirm-Wettkämpfe formuliert, dass es mir hilft. Also ist es ziemlich kompliziert und ich glaube auch, dass es sicher lang dauert bis ich das alles erklärt habe und ich glaube das es keiner anderen Person helfen wird außer mir, weil das total auf mich aufgebaut ist …also das sind so Gedanken von mir und Sachen, was ich herausgefunden habe… auch so Sachen was mir andere Piloten gesagt haben… also mehr so wirklich Basics von Wettkampf fliegen und ja das ist das immer im Wechsel… 

Sportpsychologische Beratung ist halt oft sehr individuell oder es passt für den einen und für andere passt es nicht.

Ja, definitiv.

Was ist es, was für dich den Reiz ausmacht bei Hike & Fly Wettbewerben mitzumachen? Weil du ja auch Knieprobleme gehabt hast. Also du hättest ja auch genauso gut sagen können „nee lasse ich .. ich konzentriere mich aufs Wettbewerbfliegen und gut ist“, aber das hast du nicht ...

Im Vergleich mit einen traditionelle Wettkampf in Gleitschirmfliegen, wo eben zwei Stunden, drei Stunden, sagen wir mal Action ist und  beim Hike & Fly Wettkampf ist den ganzen Tag Action. Und das immer wieder Entscheidungen treffen …und es ist nicht nur ein Wettkampf … es fühlt sich noch ein bisschen, wie ein Abenteuer an. Ja und das reicht mir einfach. Eigentlich war es sogar eine Zeit so, wo ich mir gedacht habe, dass ich die normalen Wettkämpfe nicht mehr mache, weil sie mir zu langweilig sind …besonders in einigen Fluggebieten, wo man wirklich viel in der Gruppe fliegt und vielleicht auch das Gebiet selber nicht viele andere Sachen bietet und deswegen bin ich in den letzten sechs, sieben Jahren nicht so viele Gleitschirm-Wettkämpfe mehr geflogen, sondern flieg nur die, wo ich glaube, dass ich Spaß haben kann.. und Spaß kann ich haben, wenn das Niveau hoch  ist, mir das Gebiet grundsätzlich gut gefällt und ich andere Aktivitäten dort machen kann, wie jetzt in Europa... da kann ich halt mein Rennrad mithaben oder klettern gehen. Ja mit andere Sachen verbinden, weil sonst nur der Wettkampf selber wäre …das wäre  mir schon ein bisschen zu wenig.

Kannst du irgendwie, dann bei so Hike und fly Wettbewerben… ich meine es ist ja schon anstrengend.. Berg hochlaufen, vielleicht auch im Tal laufen und dann auch fliegen… Du musst ja schon sehr fokussiert sein. Aber kannst du das auch irgendwie genießen - die Landschaft, die Berge, das Fliegen?

Selten, weil irgendwie wenn ich beim Wettkampf bin muss es schon besonders ruhig sein. Also der Wettkampf muss ruhig sein, dass ich auch das rundherum genießen kann.

Sonst bin ich mehr im Wettkampfmodus wo es eigentlich darum geht, so schnell, wie möglich gehen oder laufen, hochgehen oder dann beim Fliegen die richtigen Entscheidungen zu treffen… Wolken schauen Auch wenn ich Crosscountry-Flüge mache kann ich das selten genießen,  dass ich mir wirklich die Zeit nehme, um das Panorama zu genießen oder zu sagen „oh wie schön hier und da“… jetzt es ist immer mehr, dass ich so kleine Videos schneide. Ich schalte die GoPro ein, wenn ich kurz das Gefühl habe, dass es da schön ist und dann im Nachhinein schaue ich mir die Videos an, die ich meistens selber schneide.. nicht immer aber meistens ..und dann kann ich nach dem Flug durch die GoPro oder das Video ein bisschen die Landschaft anschauen.

Wie sorgst du denn so während dem Rennen oder auch davor oder danach für körperliche und mentale Erholung? Wie erholst du dich? Wie entspannst du dich?

Bei den Wettkämpfen schaue ich, dass ich jede Stunde mindestens eine Kleinigkeit esse, damit der Zucker hoch genug bleibt und ja sonst, bei den Hike & Fly Rennen, wo ich halt auch viel gehe, schaue ich immer wieder, dass ich ein bisschen trinke. Beim Trinken bin ich eher schwach, da muss es echt warm sein, sonst trinke ich immer zu wenig. Aber beim Essen bin ich schon ziemlich gut, da schaue ich schon, dass ich immer wieder etwas zu Essen habe. Nach dem Wettkampf… ja also nach einem Wettkampf abends gehe ich einfach schlafen und es gibt nichts anderes als zu probieren so schnell, wie möglich zu schlafen und ja am nächsten Tag wieder zu starten.

Aber so wie jetzt bei den Weltcups oder Weltcup Finale, ist es für mich voll wichtig vor dem Rennen und nach dem Rennen ..mir tut es echt sehr gut… Sport zu machen, also Krafttraining, ein bisschen dehnen.. meistens eben auf den Startplatz zu Fuß raufgehen, das tut mir auch sehr sehr gut und nicht mit dem Bus mit den anderen zu fahren. Also zumindest einen Teil der Strecke, weil da habe ich meine Ruhe… kann ich an meine Sachen denken und ich bewege mich einfach gern! Das tut mir einfach gut. 

Hast du im Flugsport irgendetwas gelernt, was du auch in anderen Lebensbereichen anwenden kannst?  

Was ich gelernt habe ist es wenn du oder in meinem Fall ist so, dass ich es irgendwie geschafft habe einmal zumindest… und ja bei anderen Wettkämpfen oder beim Weltcup zweimal …und auch in anderen Wettkämpfen zu zeigen, dass ich der Beste bin oder dass ich der Beste sein kann und das ich generell einer der besten in dem Sport bin - das hilft mir in andere Sportarten auch gut zu sein, weil du kannst das, wenn du einmal in etwas wirklich wirklich top gut bist, dann hast du es verstanden wie das geht und dann kannst du das in andere Sportarten einbringen und irgendwie schneller auf ein hohes Niveau kommen. Also für mich war es wichtig einmal wirklich mehr zu zeigen "okay ich bin wirklich sehr sehr gut“ und dann habe ich mich leichter getan in andere Sportarten auch gut zu werden.

Das hast du mir eigentlich schon beantwortet, ob du dir auch in anderen Bereichen Unterstützung holst. Du hast schon gesagt, dass du eine Physiotherapeutin hast, du hast auch sportpsychologische Unterstützung, Ernährungsberatung… gibt es noch Bereiche, wo du dir Unterstützung holst von außen? 

Sicher die Familie spielt jetzt auch eine Rolle, zu Hause mich wieder ein bisschen von Sport rauszunehmen und nicht immer nur an Sport zu denken. Mein Sohn ist jetzt sechs. Ich mache immer mehr und gern Sachen mit ihm… als er sehr sehr klein war, da war das nicht so, weil ich halt mit einem Baby nicht viel anfangen kann, aber jetzt schon … ja also Familie würde ich sagen und ja sonst bin ich meistens auf dem Berg.

Könntest du dir dein Leben ohne fliegen vorstellen? 

Nein, nein auch wenn ich so Unfälle gehabt habe, Schulter oder Wadenbein, Sprunggelenk oder so.. ich war ja gleich wieder in der Luft auch schon noch mit Gips oder mit einer Hand, weil die andere Schulter gebrochen war.. ja das Fliegen ist schon sehr wichtig. Aber nur fliegen wird mir auch wieder zu wenig sein, weil ich jetzt auch viele andere Sachen kann und kenne, deswegen jetzt nur noch fliegen wäre jetzt auch zu wenig. Also ich liebe es so Sachen zu kombinieren. Momentan Skifahren und fliegen und klettern und fliegen ..also das Fliegen ist immer dabei bei meinen Sachen und dann mit andere Sachen kombiniert… und ich finde eben das ist es, was so genial am Gleitschirm ist, dass es so ein einfaches Gerät ist und es kann so viel Freiheit geben und ja ist schongigantisch was man alles mit so ein bisschen Tuch machen kann .. 

Ja, es ist faszinierend das so wenig Stoff und ein paar Leinen reichen, damit man so tolle lange Flüge machen kann und auch Acroflüge machen kann ..ja ist schon gut. Bist du auch irgendwie ein Fan von jemand anderen? vielleicht aus einem anderen Sportbereich? Gibt es so eine Person, wo du sagst „die bewundere ich!“?

Nicht wirklich, weil ich wirklich sehr viel in meiner Bubble lebe und ich schaue keinen einzigen anderen Sport. Also es sind logischerweise Sportler, die für mich cool sind und wirklich gut sind, aber jetzt Vorbild würde ich nicht wirklich sagen.

Wenn jetzt jemand neu Fliegen anfangen möchte, was für einen Tipp würdest du dem geben? Wie sollte er oder sie das am besten angehen?

Ich würde sagen, einfach alles Schritt für Schritt gehen und den Lernprozess genießen, weil es das schönste ist, weil genau am Anfang geht alles schnell und du siehst wirklich innerhalb 10, 20 Flüge einen so großen Prozess was du dann nach 21 Jahren nicht mehr siehst.. also bei mir geht es um so kleine Details und so kleine Peinlichkeiten, aber am Anfang …wirklich jede 20, 30 Flüge machst du so einen riesigen Step und ich würde sagen, genieße es und mache nicht zwei Schritte in einem, weil da verliert man etwas.

Also kleinschrittig weitergehen und gut…

So war es bei mir: ich binauf jeden Platz geflogen. Also mein Vater hat mir einen DHV 1 gegeben und hat gemeint „ja solange du mit denen nicht alles machen kannst und das wirklich dein Spielzeug ist.. da gehst du auf keinen eins-zweier“ und das war dann das gleiche mit den höher klassifizierten Schirmen. Damals bei mir war das schon ein bisschen so das gleich nach dem Kurs …war ja sind sie alle mehr oder weniger mit eins bis zwei unterwegs gewesen und dann war es schon gleich wer am schnellsten auf ein Wettkampfschirm kommt … aber von denen, diemit mir angefangen haben, fliegt kein einziger mehr …  die meisten haben schon nach zwei - drei Jahren ein bisschen Angst bekommen und keine Freude mehr gehabt und haben es langsam sein gelassen… Hingegen bei mir war es anders, also ich habe immer für jede Klasse so richtig geschwitzt, aber dann war der Schritt  richtig, wenn es weiter ging.

Ich glaube, dass ist ein ganz guter Tipp, weil das beobachte ich auch immer bei jüngeren Piloten und Pilotinnen oder welchen die halt gerade anfangen, dass die dann einfach zu schnell auf zu hochkategorisierte Schirmen gehen und damit dann vielleicht in bestimmten Situationen überfordert sind... bei ruhigen Bedingungen kann jeder dann Wettbewerbsschirme fliegen …oder viele... aber es geht halt nicht nur darum bei ruhigen Bedingungen, sondern halt auch bei thermischen Bedingungen fliegen zu können und ich glaube, dass da viele den Schritt tatsächlich zu schnell machen und das ist wahrscheinlich ein guter Tipp einfach jede Schirmklasse mal auszukosten.

Ja, also mir hat das sicher geholfen. Für mich war sehr wichtig so.

Wenn dich jetzt welche unterstützen möchten, wie können sie dich denn erreichen oder wie können sie dich kontaktieren?

Ich glaube ich bin nicht so schwierig zu erreichen.. also zwischen Social Media oder sonst …also man findet, wenn man Aaron sucht findet man mich schon...

 

  

Links zu Aaron Durogati:

Webseite: https://aaron-durogati.com/

Instagram: https://www.instagram.com/aarondurogati/

 


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Letzte Änderung am Freitag, 30 Dezember 2022 11:51
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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