Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen...

Dienstag, 15 November 2022 14:21

Interview mit Celine Lorenz

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Celine Lorenz Celine Lorenz Celine Lorenz

Celine Lorenz machte mit 11 Jahren einen Gleitschirm-Tandemflug. Seither ist sie vom Fliegen begeistert. 2023 wird sie erstmalig bei den Red-Bull X-Alps mit dabei sein. Mit ihren 24 Jahren gehört sie zu den jüngsten X-Alps-Teilnehmer:innen. Sie ist professionelle Tandempilotin und in den Bergen aufgewachsen. Erfahre im Interview was ihre Ziele für die kommenden X-Alps sind.

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Nach dem Tandemflug zu ihrem 11. Geburtstag sparte Celine all ihr Geld um sich den Traum vom Fliegen zu erfüllen. 

Heute einige Jahre später verdient sie mit dem Gleitschirmfliegen ihr Geld und erfüllt sich den Traum bei den Red-Bull X-Alps mit dabei zu sein.

Hör in das Interview und erfahre welche Ziele sie sich vorgenommen hat oder lies hier das Transkript:

 

Mit 24 Jahren gehörst du zu den jünsten Teilnehmerinnen der X-Alps. Seit wann fliegst du denn und wie bist du zum Fliegen gekommen?

Ich fliege seit 2015 Gleitschirm und hab mit 11 (Jahren) ein Tandem von meiner Mum zum Geburtstag geschenkt bekommen. Und das hat mich voll in den Bann gezogen und von dem Tag an habe ich dann jeden Cent gesparrt, den ich bekommen hab und mit 15/16 Jahren gleich ein Schein zu machen.

Hast du dann schon in den Bergen gewohnt oder in der Nähe von den Bergen? - oder war das für dich ein großer Aufwand zum Fliegen zu kommen? 

Ich hab auf der Winkelmoos Alpe zu diesem Zeitpunkt gewohnt, also auf dem Berg und bin in den Bergen aufgewachsen und dannwar es kein großes Problem für mich zum Fliegen zu kommen, es war gleich um die Ecke in Ruhpolding 

Y: Also ideale Vorraussetzungen

C: ja 

Ich hab auch gelesen, auf der X-Alp-Seite, dass du teilweise die Schule geschwänzt hast um schneller zu deinem Schein zu kommen.

 ja, für den Grundkurs, „war ich krank“  in der Schule und war dann ne Woche am Übungshang. Auch für die Höhenschulung war ich teilweise „krank“

Also deine Eltern haben es mit unterstützt, weil sonst wäre es ja wahrscheinlich nicht gegangen, oder? 

Meine Mum fand das voll toll, dass ich eben so begeistert war

Und sie findet es auch immer noch toll, dass du das machst?

Ja! Sie findet es richtig gut. 

Ich habe auch gelsensen, dass du viele Sicherheitstrainings gemacht hast und mit dem Acrofliegen angefangen hast, um den Schirm auch eigentlich in schwierigen Situationen unter Kontrolle zu haben. Was waren denn die herausforderndsten Flugsituationen, die du so bisher im „richtigen Fliegen“ gehabt hast?

So richtig herausfordernd, also ich bin, Gott sei Dank, noch nie in wirklich brenzlige Situationen gekommen. Ah doch! Doch! Einmal am Gardasee, beim Acrofliegen, das war letztes Jahr sogar. Da wollte ich mit nem Kumpel zusammen Synchro fliegen und, ja das war nicht so toll, wir sind dann kollidiert und ich bin dann bei ihm oben in die Kappe, in die Galerieleinen gehangen und sind dann gemeinsam ins Wasser, Gott sei Dank waren wir übern Gardasee. Wir konnten beide unsere Rettung schmeißen. Das war so die brenzlichste Situation, die ich hatte, aber so im Freiflug, beim Langstreckenflug hatte ich bisher Glück oder hatte noch nie irgendeine brenzliche Situation 

Y: Gut. Hoffen wir mal, dass es so bleibt. Das wäre ideal.

Letztes Jahr, also 2021, da hast du die Frauenwertung beim Bordairrace gewonnen und dieses Jahr, da bist du mir das erste Mal aufgefallen, beim Dolomiti Superfly. Ich dich beim Livetracking beobachtet, wie du dich geschlagen hast und ich find du hast das richtig gut gemacht.

Wie bist du denn zu Hike-and-fly Wettbewerben gekommen? Ich mein du könntest natürlich auch einfach sagen, ok du fliegst jetzt einfach zentrale Wettbewerbe, machst Streckenfliegen oder machst Acrowettbewerbe, aber warum Hike-und-Fly? 

Ja, ich lieb halt einfach die Berge und so das Abenteuer, das man nicht weiß, was so als nächstes kommt und das hat man halt Vollgas beim Hike-and-Fly und sich dann auch mit anderen zu messen ähm das find ich halt unglaublich spannend, weil man weiß einfach nicht wo man in sechs stunden steht. Ist man noch im gleichen Tal? ist man schon zwei Täler weiter? Das ist super spannend, finde ich. 

Dann der Vergleich mit den anderen, das taugt mir. 

Deswegen auch Wettbewerbe..und nicht einfach alleine in die Berge?

C: Ja..

Du bist ja Tandempilotin. Vorhin hast du gesagt, du fliegst in Garmisch Tandem.  Ich selber fliege auch im Sommer Tandem und bei mir ist immer das Problem, dass ich doch ein bisschen wenig Zeit hab zum Solofliegen. Wie ist das bei dir? Kriegst du das besser hin, als ich? - oder denkst du auch.. son bisschen mehr Zeit zum Solofliegen wäre schon gut? 

Ja, klar! So manchmal denkt man sich schon, wenn es so ein richtig, richtig guter Tag ist, wo gut zum Streckenfliegen gehen würde, aber man jetzt Tandemfliegt, denkt man sich ab und zu schon "jetzt würde ich schon gern Solofliegen", aber ich bekomme es so eigentlich recht gut hin, dass ich nach den Tandems, mit der letzten Gondel mit der Streckenausrüstung noch rauf auf den Berg kann .. hier in Garmisch auch noch voll schön so kleine Mini-Strecken fliegen. Auch, wenn jetzt wirklich ein Hammertag angesagt ist, nehm ich mir einen Tag für mich raus und geh Streckenfliegen. Dadurch, dass meine beiden Chefleute vom Tandemfliegen selber Wettkampfpiloten sind  und selber super gern Solofliegen verstehen die das dann auch… 

Du springst ja auch Fallschirm, hast du das vorher gemacht, vorm Gleitschirm fliegen? - oder lief das so parallel?

Nein, das lief parallel. Ich hab damit 2019 angefangen in Südafrika, da war ich mit meinem damaligen Freund. Wir sind extra nach Südafrika geflogen, um da den Schein zu machen, um einfach irgendwie nochmal eine Abwechslung in die Sache reinzubekommen. Und es ist halt auch mega cool! 

Y: Wenn ich Tandem fliegen bin,  werde ich beinahe jeden Tag gefragt, ob ich auch Fallschirmspringen und ob das ein Unterschied ist und ob das besser ist oder, oder schlechter und ich bin noch nie aus nem Flugzeug gesprungen, also ich kann da gar keine Antwort drauf geben, aber jetzt gebe ich die Frage einfach mal an dich weiter, nachdem du beides machst oder gemacht hast.

Was ist denn für dich faszinierender? Fallschirmspringen oder Gleitschirmfliegen? 

Ja dadurch, dass ich Gleitschirmfliegen sowieso zu meinem Beruf gemacht hab, das so ein Fokus besteht, ist das für mich faszinierender. Ich find die zwei Sportarten kann man garnicht so wirklich miteinander vergleichen. Klar, bei beiden ist man am Ende unter einem Schirm und landet am Boden, aber das sind für mich halt einfach zwei komplett unterschiedliche Sportarten, die ähnlich ausschauen, aber komplett unterschiedlich sind. Allein beim Fallschirmspringen geht es ja schon um den freien Fall, um das was beim Fallen passiert und der Schirm bringt einen sanft zum Boden und beim Gleitschirmfliegen, sind ja ganz was anderes, da gehts ja tatsächlich um das am Schirm hängen und was da dann passiert..

Was sind denn für dich die schönsten Flugmomente?

Die schönsten Flugmomente für mich sind im Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zu fliegen. Das ist für mich immer ganz besonders irgendwie, auch wenn gute Freunde dabei sind oder wenn halt unerwartet noch irgendwie etwas gelingt, mit dem ich nicht mehr gerechnet hätte. Wie beim Dolomiti Superfly. Für mich  war es für mich auch so, bei dem Flug, nach Sexten, das war für mich auch komplett  unerwartet, weil der Nordwind halt so stark war und dann bin ich da nördlich vor den drei Zinnen Vorbei geflogen und dann kam auf einmal von der Südseite vor/von den drei Zinnen.  Und das schaut ja überhaupt nicht so imposant aus, wie von Norden und dann fliegt man so von der Südseite in den Norden rein und dann dann dreht man sich so um und dann ist das so BOAR .. ja und das sind dann so Momente, wenn dann irgendwie so was unerwartetes, schönes passiert, das ist einfach so tolle Momente, wenn was total unerwartetes passiert.

Bei den X-Alps hast du Jacob Schachtel als Supporter mit angegeben, warum hast du dich denn für ihn entschieden? Was macht euch zu einem guten Team? 

Ich hab den Jacob gefragt, weil ich mit ihm zusammen Tandem fliege in Garmisch und ich kenne ihn noch gar nicht so lange, erst seit letzten Sommer so wirklich. Aber wir verstehen uns echt super gut, wir können uns gegenseitig ehrlich die Meinung sagen, wir gehen zusammen auf Strecke und haben da den gleichen Vibe und für mich ist einfach wichtig, dass man ehrlich zueinander sein kann, dass man zusammen gut am Berg unterwegs sein kann und man viele Hike-und-Flys zusammen macht. Wir sind so super gute Freunde und er hat mich auch schon von zuhause aus immer bei den anderen unterstützt. Beim Dolomiti zum Beispiel, wir haben viel telefoniert und es passt einfach super mit ihm! Er unterstützt mich richtig gut. 

Wird es noch weitere Teammitglieder geben? - oder seid ihr zwei die einzigen? 

Nein, ich hab noch den Team, der ist für Fotos, Videos und für alles Außenrum zuständig. Und dann bin ich gerade noch so am rausfinden, wer da noch dazu kommt, das ist aber noch nicht sicher. Ich möchte das Team nicht zu groß haben. 

Und ja jetzt so eine Frage nach dem Geld, weil die X-Alps kosten schon so ein bisschen Geld - so die Vorbereitung und auch das Rennen selber natürlich, das Supportfahrzeug, Essen und trinken wollt ihr auch noch was, also die Ausrüstung, ich weiß nicht, ob du da Sponsoren hast oder nicht und die Frage ist ja, wie finanzierst du das ganze? 

Ja, ich bin auf der Suche nach Sponsoren. Für Ausrüstung werde/will ich mit Niviuk zusammenarbeiten, aber so bin ich gerade auf Sponsoren-Suche und mach da auch viel mit meinem Ersparten. Und ich habe auch noch einen Fundraiser , wo ich auch noch ein bisschen Geld sammle. 

Was sind denn deine Ziele für deine erste X-Alps-Teilnahme?

Klar, ins Ziel zu kommen ist ein großes Ziel, aber ich will einfach Spaß haben bei dem Rennen, gute Stimmung mit meinem Team haben, viel Spaß im Team haben, gute Momente sammeln, Abenteuer draus machen und ja, das ist für mich einfach das Hauptziel: Spaß an der ganzen Sache zu haben und so weit, wie möglich zu kommen und das ich meinen Körper komplett zerstöre. 

Y: Das wünsche ich dir!

Was glaubst du denn, was wird denn so die größte Herausforderung bei den X-Alps sein? 

JA die größte Herausforderung wird für mich sein, dass ich mich selbst nicht zu sehr unter Druck setze. Dass ich dann , ja. - Ja es ist nicht wie bei den anderen Rennen, es sind jetzt die Redbull X-Alps -  aber es zählt dann doch einfach die Sicherheit und mir da nicht einen zu großen Druck von außen mache. 

Y: Dass duauf dich hörst, auf deine innere Stimme.

C: Ja!

Und gelingt dir das? Oder ist dir das in anderen Wettbewerben gut gelungen, so auf dich zuhören? 

Ja, schon. Z. B. beim Dolomiti Superfly wars auch schon so, dass ich am Anfang des ersten Tages letzte war und dachte ich mir so „ja ok, jetzt bin ich Letzte.“  - Ich habe mir schon so gedacht, dass es jetzt vorbei ist und ich das Beste daraus mache, ich mache einen Schritt nach dem anderen und setze mich jetzt nicht so unter druck mit „Die anderen sind jetzt schon beim Sechsten unten im Süden“. Ich hab dann einfach einen Schritt nach dem anderen gemacht, hab geschaut was kommt und hab halt einfach jedes mögliche Flugfenster so gut, wie möglich genutzt und das ist ganz gut aufgegangen. Ich konnte dann richtig gut fliegen und konnte so dann auch recht gut aufholen. Ja einfach einen Schritt nach dem anderen machen und…

Y:.. und dann geht das. Ich glaube das war dann auch die richtige Strategie, du hast dann ja noch wirklich gut aufgeholt! Einen Schritt nach dem anderen, genau.

Wie bereitest du dich denn auch die X-Alps vor? Hast du einen Trainer? Arbeitest du mit Sportwissenschaftlern zusammen? 

Ja, ich habe einen Trainer, in Innsbruck, und auch mental habe ich eine Trainerin, die mich auch unterstützt und ja, das sind so meine. Fliegerischer war ich jetzt im Winter leider nicht in warmen Ländern unterwegs, aber ich will mich körperlich einfach so gut es geht vorbereiten, um dann im Frühling fliegen zu gehen. 

Ich habe gesehen, du warst jetzt auf Teneriffa und du gehst jetzt auch nach Südafrika, also das sind schon warme Länder oder? 

C: Ja, aber Südafrika ist jetzt noch nicht sicher 

Y: Ach so ist noch nicht sicher. Ich habe nämlich gesehen, dass du auf der Anmeldeliste stehst. 

C: Ja, aber das geht vermutlich nicht mit Südafrika..

Also das heißt, du wirst jetzt hier in Europa, in Deutschland viele Hike-and-Flys machen? 

Ja. In die Schweiz und ein bisschen hinauf und mal schauen, im Frühjahr dann. 

Wie willst du denn genau die Streckenplanung machen? Also, wenn die Strecke dann bekannt ist. Hast du dann vor, das alles abzufahren? Oder abzufliegen? Oder wirst du es dir nur auf Google Maps anschauen? 

Also ich werde es mir viel auf Karten anschauen. Klar gewisse Schlüsselpunkte werde ich mir auch persönlich vor Ort anschauen und auch Streckenfliegen gehen, aber es wird einfach zeitlich und finanziell nicht möglich sein, dass ich mir die ganze Strecke komplett anschaue. Wäre schön, aber geht nicht. Also werde ich mir nur die Schlüsselstellen, oder die für mich super unbekannte Orte, persönlich anschauen. 

Gibt es irgendwas, was du dir noch irgendwie wünschen würdest von den X-Alps? Oder hast du da irgendwelche Erwartungen? 

JA, ich will einfach ein riesen großes Abenteuer haben! Das ist einfach so das krasseste Rennen, dass man im Hike-and-fly machen kann und ich will die Zeit einfach genießen können und klar wird es super hart sein und kein Urlaub - das weiß ich! Aber ich will auch einfach Spaß dabei haben und das ist für mich das wichtigste!

 

Ich wünsche Celine viele schöne Abenteuer auf ihren Weg über die Alpen.

Yvonne

 

Links zu Celine Lorenz:

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Letzte Änderung am Donnerstag, 24 November 2022 14:37
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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