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Donnerstag, 06 Januar 2022 16:16

So können Minderheiten Einfluss auf die Gesellschaft nehmen

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Schwarzes Schaf Schwarzes Schaf Alexas_Fotos - pixabay

"Als Minderheit hast du eh keine Chance etwas zu verändern!", denken sich leider viele und schweigen. Doch Minderheiten können auch in Teams und Gesellschaften etwas verändern. Wie und welche Faktoren dafür wichtig sind, darum geht es in diesem Beitrag.

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Mehrheiten können über Gruppendenken und Konformität relativ schnell Einfluss auf Personen nehmen. Nämlich einerseits durch Anerkennung und Lob oder andererseits durch Sanktionen. Dies wird dann als der "Normative Einfluss" bezeichnet. Mehrheiten können auch informativ Einfluss auf Personen nehmen. Du kennst das sicher auch, wenn Menschen mit dem Zug oder dem Flugzeug fliegen, an einem unbekannten Ort ankommen und dann alle in Richtung Ausgang laufen. Unbewusst sind wir der Meinung "wenn alle in die Richtung laufen, dann muss das gut sein". 

 

Minderheiten haben Macht

Doch es gibt auch zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass auch eine Minderheit auf Personen und sogar ganze Gesellschaften Einfluss nehmen können. Mir fällt z.B. die Frauenbewegung ein. Ich selbst bin Vegetarierin und wurde dafür vor über 20 Jahren belächelt. Ich musste mich immer wieder rechtfertigen, warum ich kein Fleisch esse. Inzwischen ist dies anders. Es ist anerkannt auf Fleisch zu verzichten. Es gibt Politiker:innen die sogar fordern weniger Fleisch zu essen.  

 

Minderheiten sollten Konsistenz zeigen

Wenn Minderheiten Einfluss auf die Gesellschaft nehmen wollen, ist es wichtig, dass sie Konsistenz zeigen. Das heißt, sie müssen über einen längeren Zeitraum und auch über verschiedene Personengruppen hinweg, immer wieder ihre Meinung konsitent vertreten und auch ein dazu passendes Verhalten zeigen. 

Wenn Minderheiten keine Konsistenz zeigen, dann sinkt ihr Einfluss in die Unbedeutsamkeit. 

 

Mehrheiten nehmen direkt, Minderheiten indirekt einfluss

Mehrheiten können direkt und kurzfristig Einfluss auf Personen nehmen. Minderheiten hingegen können eher auf dem indirekten Weg und über einen lägeren Zeitraum Einfluss auf Personen ausüben. 

Wenn Menschen immer wieder mit den gleichen Argumenten konfrontiert werden, dann fangen sie irgendwann einmal an, diese Argumente zu hinterfragen oder zu überprüfen, ob die stimmen und warum eine Person so vehement an dieser Meinung festhält. 

Eines der ersten Experimente, das durchgeführt wurde, um herauszufinden, welchen Einfluss Minderheiten auf die Gesellschaft nehmen können, wurde von Moskovic Ende der 60er Jahre durchgeführt. Den Teilnehmer:innen wurden verschieden farbige Blautöne über Dias gezeigt. Die Teilnehmer:innen sollten angeben, welche Farbe sie sehen. In der Versuchsgruppe waren auch "Minderheiten" vertreten, die konsistenr sagten, sie sehen grün. Grün und blau sind im Farbsprektrum nah beinander, daher war die Antwort nicht komplett abwägig. Zum Ende hin schwenkten 8,4 % der Teilnehmer:innen in der konsistenten Minderheitengruppe ebenfalls um und sagten, sie sehen die Farbe grün. In einer anderen Gruppe, waren nicht ganz so konsistente Minderheiten. Sie schwankten immer mal zwischen blau und grün. In dieser Gruppe änderten nur 1,2 % der Teilnehmer:innen ihre Meinung. In der Kontrollgruppe war keine Auffälligkeit zu entdecken. Im Anschluss an das Experiment, wurden die Teilnehmer:innen gebeten an einer weiteren Studie zum Thema Farbsprektrum teilzunehmen. Diesmal wurde den Teilnehmer:innen wieder Dias von grün bis blau gezeigt. In der Versuchsgruppe, welche zuvor in der Gruppe mit der konsistenten Minderheit war, verschob sich die Wahrnehmung von blau ins grüne. Sie gaben häufiger an die Farbe grün zu sehen, obwohl sie blau waren. Interesssanterweise nicht nur die 8,4%, welche im vorherigen Experiment schon umgeschwenkt waren, sondern alle aus der Gruppe. In der Kontrollgruppe gab es diese Verschiebung nicht. 

Diese Studie liefert Hinweise darauf, dass Minderheiten auf einen kleinen Teil der Mehrheit direkt Einfluss nehmen kann, aber auf einen viel größeren Teil indirekt und langfristig. 

In einer weiteren Sutidie von Nemeth und Kwan wurde den Teilnehmer:innen eine seschstellige Buchstabenkomoination gezeigt. Die Teilnehmer:innen sollten das erste dreistellige Wort notieren, das sie aus deiesen sechs Buchstaben (tbNOWa) herauslesen können. Das augenscheinlichste Wort war "NOW". Anschließens wurde den Teilnehmer:innen gesagt, dass entweder einer oder alle anderen Teilnehmer:innen "WON" anstatt "NOW" erkannten. In den darauffolgenden Durchgängen zeigte sich, dass die Teilnehmer:innen, welche in der Gruppe waren, in der alle anderen "WON" also die Rückwärtsstrategeie anwandten, sie diese Strategie einfach blindlings übernahmen und rückwärtsgelesene Wörter notierten. In der Gruppe, in der die Minderheit "WON" notierte, waren die Versuchsteilnehmer:innen offen für alle möglichen Kombinationen. Sie notierten sich Wörter vorwärts, rückwärts oder gemischt. 

Diese Studie lieferte Hinweise, dass Minderheiten bewirken können, dass Informationen systematisch untersucht werden. Minderheiten können somit einen positiven Einfluss auf Entscheidungsprozesse nehmen und das sowohl in Teams als auch in Gesellschaften. 

Minderheiten können gegenteilige Argumente aufzeigen, die es Wert sind mal genauer betrachtet zu werden. 

Welche Faktoren sind für Minderheiten wichtig?

Inzwischen wurden einige Faktoren herausgearbeitet, die wichtig sind, damit Minderheiten erfolgreich Einfluss auf die Mehrheitsmeinung nehmen können:

  • Die Größe ist entscheidend: Je größer die Minderheit, desto größer ist der Einfluss
  • Wie schnell können Überläufer gewonnen werden? Je schneller andere von der Minderheitenmeinung überzeugt werden können, desto größer ist deren Einfluss
  • Starke Argumente: Minderheiten sollten starke und gute Argumente haben. Wenn sich schon mal jemand mit der eigenen Meinung auseinandersetzt, dann sollten die Argumente einer Überprüfung standhalten. 
  • Widerstände vermeiden: Friedvolles Vertreten der eigenen Meinung ist entscheidend. Am Besten werden die Argumente in eine Geschichte verpackt, damit das Gegenüber offen ist. 

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Wie kannst du nun vorgehen, wenn du eine Minderheitenmeinung vertrittst?

Der Philosoph Sokrates hatte eine sehr gute Strategie. Er versuchte durch Fragen einen Impuls bei anderen auszulösen, so dass diese selbständig ihre Meinung änderten. Auch heute wird der Sokratische Dialog häufig im Coaching oder Beratung angewendet. So könntest du fragen

  • Konkretes nachfragen
    Was genau ist damit gemeint? - Wie meinst du das? - Wie kommst du zu dieser Überzeugung?
  • Verständis
    Hab ich das richtig verstanden oder kannst du mir das nochmals erklären? - Vorhin sagtest du..., doch jetzt soll es anders sein, kannst du das nochmals klarstellen?
  • Weitere Fragemöglichkeiten
    Wobei hilft dir das? - Wie oft ist dir das schon begegnet / passiert? 

Wenn du selbst eine Studie hast, die deine Meinung bestätigt, dann leg diese deinem Gegenüber vor und bitte um ein Feedback, was er oder sie davon hält oder denkt. 

 

Fazit

Minderheiten können durchaus Einfluss auf Teams und Gesellschaft nehmen. Allerdings sollten sie ihrer Sache sicher sein, starke und gute Argumente haben, friedlich bleiben und vorallem viel Geduld haben.

Welche Erfahrungen hast du bereits gemacht? - Ist es dir schon mal gelungen eine Mehrheit von deiner Meinung zu überzeugen? 

 

Literaturquellen:

Moscovic, S., Lage, E., & Naffrechoux, M. (1969). Influence of a consistent minority on the responses of a majority in a color perception task. Sociometry, 32, 365–380.

Nemeth, C. J., & Kwan, J. L. (1987). Minority influence, divergent thinking and detection of correct solutions. Journal of Applied Social Psychology, 17, 786–797.

Werth, L., Seibt, B., Mayer, J. (2020). Sozialpsychologie - Der Mensch in sozialen Beziehungen. Interpersonale und Intergruppenprozesse. 2. vollständig überarbeitete Auflage. Springer

Letzte Änderung am Mittwoch, 02 Februar 2022 19:10
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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