Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen...

Montag, 08 November 2021 16:23

Achtsamkeit ist keine Entspannungsmethode

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Gedanken Gedanken Image by Piyapong Saydaung from Pixabay

Oft wird Achtsamkeit mit Entspannungsmethoden gleichgesetzt, doch so einfach ist es nicht. Achtsamkeit ist deutlich mehr, als sich einfach zu entspannen.

 

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Im Internet explodieren Artikel über Achtsamkeit in den letzten Jahren. Ich habe das Gefühl Achtsamkeit ist allgegenwärtig. Manche propagieren Achtsamkeit als Entspannungsmethode. Entspannung ist allerdings vielmehr ein Nebeneffekt der Achtsamkeit, aber keine Entspannungsmethode an sich.

 

Wir sind in unserer aktuellen Zeit einer ständigen Informationsflut ausgesetzt. Wir kommen gar nicht mehr zur Ruhe. Stattdessen schwangen wir ständig zwischen reagieren und funktionieren hin und her. Ständig plobt irgendwo ein Pop-up-Fenster auf oder es ertönt ein Signal, welches uns über eine neue Nachricht informiert.

 

Auch innere Impulse, wie der Gedanke jetzt schnell jemanden eine Nachricht schreiben zu müssen gehören zu dieser alltäglichen Ablenkung. Wir haben es in den letzten Jahre verlernt uns auf ein einziges Thema zu fokussieren.

 

Wenn wir gedanklich stark abschweifen, unaufmerksam sind, führt das im harmlosen Fall zu Zerstreutheit, im Extremfall zu desorganisierten, ineffektiven und fehleranfälligen Verhaltenssequenzen.

 

Um komplexe Anforderungen, wie sie in vielen Tätigkeiten gefordert sind bewältigen zu können ist Aufmerksamkeit wichtig!

 

ADHS-ähnliche Symptome

 

Es gibt eine Studie von Hadar und seinen Kollegen aus 2017, die zeigen, dass eine intensive andauernde Nutzung bzw. Ablenkung durch Smartphones zu ADHS-ähnlichen Symptomen führen kann.

 

Die Studie zeigt aber auch, dass das Smartphone nicht per se schlecht ist, sondern, dass es auf die Nutzung ankommt. Wenn wir es als Werkzeug nutzen, kann es durchaus unterstützend und hilfreich sein. 

 

Entwicklung psychischer Erkrankungen

 

Wenn wir uns Statistiken zu Fehltagen von Krankenkassen ansehen, wird deutlich, dass seit 2007 die psychischen Erkrankungen extrem zugenommen haben. Dafür gibt es natürlich viele Gründe.

 

Ein Grund könnte auch die Nutzung von Smartphones sein. 2007 wurde das iPhone 1 von Steve Jobs vorgestellt. Seither sind wir immer und überall erreichbar und viele haben das Gefühl, ohne Telefon von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Diese ständige Erreichbarkeit und das ständige aufpingen von Nachrichten, führt dazu, dass wir ständig im Alarm-Modus sind. Unbewusst sind wir darauf konditioniert sofort auf eine Meldung zu reagieren und warten darauf, dass eine Nachricht herinflattert. 

 

Unsere innere Balance geht dadurch verloren, wir sind ständig angespannt. Im Extremfall kann dies mit eine Ursache für Burnout sein.

 

Vereinfacht könnte gesagt werden: Stress und Burnout sind die Folge von einem Leben in dem das Gefühl der eigenen Lebensgestaltung abhanden gekommen ist.

 

Man fühlt sich, wie in einer Tretmühle oder wie in einem Hamsterrad und ist nur noch am reagieren und erledigen von irgendwelchen Dingen und hat das Gefühl nicht mehr fertig zu werden.

 

Das Gefühl der Selbststeuerung oder wie in der Psychologie gesagt, der Selbstwirksamkeit des Lebens ist abhanden gekommen.

 

Hier kommt nun die Achtsamkeit ins Spiel.

 

Durch Achtsamkeit kann trainiert werden, wahrzunehmen was im Hier und Jetzt im Inneren und im Äußeren stattfindet. Ich lerne zu spüren, was ich brauche, welche Bedürfnisse ich habe und lerne mich besser zu fokussieren. Die bessere Wahrnehmen von dem was ist, ermöglicht es meinen Entscheidungs- und damit auch meinen Handlungsspielraum zu erweitern.

 

=> Das ist die Achtsamkeit, wie ich sie verstehe und das hat wenig mit Entspannung zu tun. Obwohl dies Tatsächlich eine Folgeerscheinung sein kann.

 

Jon Kabat-Zinn (1994) beschreibt Achtsamkeit als die Fähigkeit im gegenwärtigen Moment zu sein, ohne zu bewerten oder zu urteilen.

 

Es geht also darum wach mit vollem Bewusstsein völlig in den gegenwärtigen Moment einzutauchen. Dazu bedarf es der Konzentration.

 

Natürlich werden wir immer wieder durch unsere Gedanken abgelenkt. Das darf auch sein.

 

Achtsamkeit bedeutet dies wahrzunehmen und dann wieder auf das Objekt oder die Tätigkeit auf die wir uns konzentrieren zurück zu kehren.

 

Achtsamkeit ist demnach bei jeder Art von Handlung möglich. Sie ist wie eine Taschenlampe in einem dunklen Raum, je nachdem wo wir hinleuchten wird ein Teil der Realität sichtbar.

  

Durch Achtsamkeitsübungen verbessern wir unsere Fähigkeit im gegenwärtigen Moment auf das, was uns wichtig ist aufmerksam zu sein.

 

Somit kann das Training der Achtsamkeit für all unsere Lebensbereiche eine hilfreich sein.

 

Im WinMental-Club werden wir uns in diesem Monat intensiv mit dem Thema Achtsamkeit auseinandersetzen und einige Übungen gemeinsam durchführen.

 

Nun würde mich interessieren, welche Erfahrungen hast du mit Achtsamkeit gemacht und gelingt es dir gut dich auf eine Sache zu konzentrieren oder lässt du dich leicht ablenken?

 

Ich freu mich auf deine Kommentare!

 

Liebe Grüße

 

Yvonne

 

************************

Literaturverzeichnis:

Hadar, A., Hadas, I., Lazarovits, A., Alyagon, u., Eliraz, D. & Zangen, A. (2017). Answering the missed call: initial exploration of cognitive and electrophysiological changes associated with smartphone use and abuse. PLoS one. Available at: https://bit.ly/2RxDYES

Kabat-Zinn, J. (1994). Wherever You Go, There You Are: Mindfulness Meditation in Everyday Life. Hyperion Books.

Techniker Krankenkasse (2021). Gesundheitsreport 2021

 

 

Gelesen 1330 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 24 August 2022 09:17
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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