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Dienstag, 30 Juli 2013 18:01

Crossalps 2013 - Wendepunkt am Limit

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Aufstieg zur Hochries33 Stunden hatten die 95 Teilnehmer der Crossalps am 27. und 28. Juli Zeit, um ihren persönlichen Wendepunkt am Limit zu finden. So weit die Füße bzw. der Gleitschirm trugen sollten die Athleten möglichst weit weg und wieder zurück zum Samerberg kommen. Bereits zum 9. mal fand dieser spannendende Event statt, für mich war es die erste und wahrscheinlich nicht letzte Teilnahme.

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Auf dem Weg zum Spitzstein„Lass dir von deinem Supporter viele unterschiedliche Schuhe mitbringen, damit du immer wieder welche zum Wechseln hast“ war ein Tipp, den ich vor den Crossalps erhielt. In den letzten Jahren stand wetterbedingt eher das Wandern im Vordergrund, obwohl mindestens 20 % der zurück gelegten Strecke fliegend erfolgen muss. Dementsprechend Klausenbergverunsichert war ich, welche Kleidung/Schuhe ich nun tatsächlich für dieses zwei tägige Abenteuer mitnehmen sollte. Ich gehe gerne den Berg hoch und fliege anschließend hinab. Doch Bergsteigen, vielleicht mehrere Berge hintereinander plus einem oder mehr längere Flüge im Anschluss, das war neu. Also studierte ich im Vorfeld einige Tracks der Sieger der letzten Crossalps und besorgte mir ein App mit Der ChiemseeWanderkarten für meinen Tablet-PC. In dem Gebiet rund um die Hochries kenne ich mich leider überhaupt nicht aus und war über jeden Tipp dankbar. Ein Bekannter schickte mir per Mail Beschreibungen der umliegenden Startplätze und bot sich als Wasserträger für den ersten Aufstieg an. Dankend nahm ich dieses Angebot entgegen.

Blick zum WalchseeIn diesem Jahr war alles anders
Für Samstag war Flugwetter mit Wind aus südlicher Richtung gemeldet. Vielleicht etwas stabil auf Grund der Hitze. Am Sonntag sollte es Föhn haben. Bei der Einschreibung und anschließendem Briefing bemerkte ich, dass sich auch viele „Lokals“ und eingefleischten Crossalpler nicht so ganz sicher waren, von welchem Berg sie schlussendlich starten Unterberghorn (Kössen)sollten. Diverse Berge standen zur Auswahl. Am Startmorgen versammelten sich alle Sportler vor der Flugschule Hochries zum Start. Pünktlich setzte sich der Pulk in Bewegung. Die einen nach rechts die anderen nach links. Ich schloss mich der „Masse“ an, die auf die Hochries wanderten. Am Zinnenberg solle es einen Hang geben von dem aus in Richtung So sieht Flugwetter aus!Süden gestartet werden könne. Obwohl es noch früh war, machte die warme Luft den Aufstieg zu einer anstrengenden Tour. Am Grat angekommen brannte die Sonne bereits gnadenlos. Für Sonntag waren noch höhere Temperaturen um die 38 Grad vorhergesagt. Da hieß es viel trinken. Der Weg führte weiter über den Hängen entlang. Kurz vor dem Zinnenberg traf ich Johannes, der die Landkarte Loferer Steinbergestudierte. Gemeinsam warfen wir einen Blick auf die Karte und kamen zu der Überzeugung der Zinnenberg sei, wenn es stabil ist nicht wirklich gut, da der Weg vor in das Haupttal weit ist. Der Spitzstein wäre dann viel besser. Mit einem Abgleiter wären wir zumindest im Tal nach Kössen und könnten auf irgendeinen anderen Berg aufsteigen und weiter Ein Blick nach Südenfliegen. Gedacht, getan: Wir liesen den Zinnenberg links liegen und wanderten weiter. Der Weg entpuppte sich weiter als gedacht und auch wesentlich anstrengender. Als wir uns die letzten Meter nach oben kämpften, sahen wir unsere Kollegen aufdrehen und über uns hinweg fliegen. „Dumm gelaufen, aber umdrehen macht nun auch keinen Sinn mehr“ schoss es mir durch den Kopf.

Steinerne MeerZum Glück gab es am Spitzstein eine schöne Wiese zum Starten. Einige Ablösungen gingen durch, so dass wir uns nach einer kurzen Erholungspause und einem kleinen Snack fertig zum Start machten. Zunächst habe ich keinen Aufwind finden können. Doch dann über einer Wiese fing mein Vario an zu piepen. Erst langsam, dann immer stärker steigend Das Steinerne Meerging es nach oben. Mein Wanderkollege hatte leider weniger Glück und kämpfte hart gegen das Absaufen. Wie ich später erfuhr, leider ohne Erfolg. Er musste landen und wieder 300 m hochlaufen, um einen zweiten Flugversuch zu unternehmen. Ich selbst konnte gut Höhe machen und nach Osten in Richtung Kössen fliegen.

An der Kmapenwand vorbeiGenau über der Skipiste des Unterberghorns ging es wieder nach oben. Mein etwas verspäteter Start hatte sich hier ausgezahlt. Einige, die früh starteten und wahrscheinlich über mich drüber flogen, mussten hier landen. Sie waren noch zu früh für die Thermik. Ein Mitstreiter berichtete, wie er das gesamte Unterberghorn in der Hitze wieder hochlaufen Überraschend früh im Zielmusste. Er konnte dann wenigstens am Nachmittag nochmals starten und noch ein paar Flugkilometer machen.

Nach dem Unterberghorn ging es weiter nach Süd-Osten über die Loferer Steinberge. Sehr beeindruckend sind diese Felsen in mitten der Berge. Hier merkt man erst, wie klein wir doch in Wirklichkeit Auch am Sonntag ging es zum Fliegen...sind. Mein Weg führte mich noch eine Talquerung weiter bis zum Steinernen Meer. Tief berührt von dieser einzigartigen Landschaft konnte ich den Flug gar nicht so wirklich genießen. Da mich seit dem Start Kopfschmerzen plagten. Immer wieder versuchte ich viel zu trinken und mich zu entspannen. Die endlich im Ziel...Bedingungen für einen „entspannten“ Streckenflug waren ja gegeben. Mit einer Basishöhe von 3.300 m und mehr war es einfach nur genial. Da ich die Ausrüstung den Berg hinauf tragen musste und eher stabile Bedingungen vorhergesagt waren, hatte ich lediglich ein T-Shirt, eine Jacke und kurze Hosen an. Das führte neben den Kopfschmerzen noch zu einem 1. Robert Heim, 2. Gerald Gold, 3. Peter Mülleranderen Problem: Mir war schrecklich kalt! Am Steinernen Meer angekommen warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits 15:30 Uhr war. Im Hinterkopf hatte ich, am nächsten Tag ist Wandertag. Also musste ich auf jeden Fall wieder eine weite Strecke zurück fliegen, damit ich am Sonntag das Ziel erreichen kann. Ich drehte um und flog mit der Hoffnung wenigstens gegen den üblichen Nordwind bis Kössen zu kommen. Kurz vor Kössen kündigte sich im Westen bereits schlechtes Wetter an. Ich erwischte einen letzten Bart und kam auf unglaubliche 3.700 m. Mit dieser Höhe und einem 1. Lisa Bauer, 2. Yvonne Dathe, 3. Stephanie Weberleichten Rückenwind aus Süd glitt ich über Reit im Winkel, an der Kampenwand vorbei, über Aschau bis zum Samerberg. Um 17:30 Uhr konnte ich es kaum glauben, schon wieder hier zu sein. Einige andere Piloten waren genauso überrascht bereits zurück am Samerberg zu sein, wie ich. Ungläubig gingen wir zum Headquarter zurück. Für mich waren die 9. Crossalps nach acht Stunden, einer Wanderungen 1. Fahringer Peter/Fahringer Mike 2. Rauh Anselm/Weber Christoph  3. Kirchner Daniel/Gehring Alex und einem gigantisch tollen Flug beendet.

Während ich in der Luft fror, quälten sich andere durch die sengende Hitze in den Tälern des Kaiserwinkels. Clemens van Soest lief in den zwei Tagen knapp 105 km und Kirsten Preis knapp 67 km. Beide gewannen den Hanwag-Sonderpreis für die 1. Paarhamer Buam 2. Lederhosen Eagle 3. Little Cloudweiteste gelaufene Strecke. Am Sonntag trudelten über den Tag verteilt die Hartgesottenen langsam ein. Jeder wurde herzlich begrüßt. Wer wollte, konnte seine geschundenen Füße und Rücken massieren lassen. Weite Wanderungen und der heiße Teer waren für die ein oder andere Blase an den Füßen verantwortlich. Trotz Jahreshöchsttemparatur gaben lediglich 5 Teilnehmer auf. Die meisten nutzten die 33 Stunden aus und konnten auf die freundliche Bevölkerung setzen. So wurden die Läufer mit Wasser versorgt oder geweckt, weil sie vor lauter Erschöpfung auf einer Bank einschliefen. Einige übernachteten auf Hüten und genossen die abendliche Stimmung über den Bergen. Trotz schlechter Flugprognose, schafften es einige auch am Sonntag noch einen Flug zu machen. Doch die meisten mussten sich am zweiten Tag zu Fuß ins Ziel laufen. Die Strapazen waren spätestens bei der Siegerehrung vergessen. Hier versammelten sich fröhliche Gesichter, die alle ihren persönlichen Wendepunkt am Limit erreichten. Egal ob sie 30 km oder 190 km schafften, die Ziele waren unterschiedlich und wer seines erreichte, war am Ende glücklich.

 

Sieger Herren:

  1. Gerald Gold 192,31 Crossalps km

  2. Robert Heim 191,04 Crossalps km

  3. Peter Müller 190,25 Crossalps km

Sieger Damen:

  1. Lisa Bauer 158,55 Crossalps km

  2. Yvonne Dathe 152,53 Crossalps km

  3. Stephanie Weber 63,48 Crossalps km

Sieger Tandem:

  1. Fahringer Peter/Fahringer Mike 111,16 Crossalps km

  2. Rauh Anselm/Weber Christoph 110,32 Crossalps km

  3. Kirchner Daniel/Gehring Alex 98,25 Crossalps km

Sieger Team:

  1. Paarhamer Buam 112,12 Crossalps km

  2. Lederhosen Eagle 91,92 Crossalps km

  3. Little Cloud 67,98 Crossalps km

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Gelesen 6874 mal Letzte Änderung am Montag, 10 November 2014 14:18
Yvonne Dathe

Psychologin (M.Sc.) • Dipl. Betriebswirtin • Gleitschirm-Fluglehrerin

Seit 1994 fliegt Yvonne leidenschaftlich mit dem Gleitschirm. Sie schreibt über das Fliegen, das ACTive Leben und bietet psychologische Beratung an: Mentales Training • Stressige Situationen und Krisen meistern. Ihr Motto ist "Mit Lebensfreude Grenzen überfliegen!"

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